Die Dammmassage gilt als einfache und effektive Möglichkeit die Elastizität des Dammgewebes zu erhöhen. Daher führen viele schwangere Frauen die Massage geburtsvorbereitend durch, um Geburtsverletzungen vorzubeugen. Trotzdem haben rund 8 von 10 Müttern eine Geburtsverletzung nach der Geburt. Kein Wunder, denn der Beckenboden muss sich während der Geburt maximal dehnen. Besonders beim ersten Kind kommt es recht häufig vor, dass der Damm nach der Geburt genäht werden muss. Viele werdende Mütter erschreckt die Tatsache, dass es bei der Geburt zu Geburtsverletzungen kommen kann. Soviel schon mal vorweg: Auch, wenn die Nähte in den ersten Tagen nach der Geburt sehr unangenehm sind, heilen die meisten Geburtsverletzungen ohne Probleme wieder ab. Ich erkläre dir welche Arten von Geburtsverletzungen es gibt und was Du tun kannst, um sie richtig zu pflegen.
Die häufigsten Geburtsverletzungen sind ein Dammschnitt und Dammriss. Ein Dammschnitt (Episiotomie) wird jedoch heute nur noch durchgeführt, aber wenn die Hebamme, oder der Gynäkologe der Meinung sind, dass dieser notwendig ist, um die Geburt z.B. rasch zu beenden, kann es zu einem Dammschnitt kommen. Dieser wird von den geburtshelfern während einer Wehe durchgeführt. Dabei wird das Dammgewebe entweder Richtung Anus, oder leicht schräg geschnitten. Während der Wehe wird der Damm schlecht durchblutet, daher wird er von den meisten Frauen in der Regel nicht wahrgenommen. Er muss allerdings immer genäht werden.
Bei einem Dammriss, gibt das Gewebe von selber nach und reißt ein. Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein. Oberflächliche Verletzungen können so abheilen. Tiefe Risse am Damm und im Scheidengewebe müssen aber immer genäht werden. Da bei Berührung mit Urin die Wunde brennt, werden meist auch kleinere Verletzung genäht.
Reißen, oder Schneiden, was ist besser?
Beides hat seine Vor- und Nachteile. Ein glatter Schnitt ist meist für den Arzt, oder die Hebamme, die die Verletzung nähen muss leichter zu versorgen, da leichter zu sehen ist was zusammengehört. Das ist bei einem Dammriss nicht immer ganz einfach. Dafür legen sich die fransigen Wundränder gut aneinander, was eine schnelle Heilung begünstigt.
Wie häufig treten Dammverletzungen auf?
Diese Frage stellen sich wohl die meisten werdenden Mütter. Grundsätzlich kann man sagen, dass diese in bis zu 85% aller Geburten auftreten. Zu den häufigsten Geburtsverletzungen zählt der Dammriss. Dieser entsteht aufgrund der besonders starken Dehnung. Es kommt somit zu einem Einreißen von dem Gewebe, das sich zwischen der Vagina und dem After befindet, dem sogenannten Damm.
Bei jeder Entbindung können kleine Dammrisse auftreten. Bei sehr schnellen Geburten oder dann, wenn ein Baby recht groß ist, können auch tiefere Risse entstehen. Aber auch Scheidenrisse, oder Risse an den Schamlippen sind möglich. Darüber hinaus gibt es Faktoren, die Geburtsverletzungen begünstigen können. Das sind zum Beispiel ein hohes Geburtsgewicht des Kindes, bestimmte Kopfhaltungen des Babies bei der Geburt, wie ein Sternenguckerbaby, ein schneller Geburtsverlauf, zu starkes Pressen, oder eine Entbindung mit der Zange oder Saugglocke.
Dammrisse werden in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Es kann beispielsweise nur die Damm- und Scheidenhaut einreißen (DR I°), oder die oberflächliche Dammmuskulatur (DRII°). Der Schließmuskel kann ebenfalls teilweise, oder vollständig durchreißen (DRIII°, DRIV°). Was zum Glück nur sehr selten passiert.
Muss ein Dammriss immer genäht werden?
Dies kommt ganz auf den Grad des Dammrisses an. Es gibt Frauen, welche die Geburt ohne Risse überstehen. Wenn der Damm nur gering einreißt, wird auf das Nähen hin und wieder verzichtet.
Aber schon ab einem Dammriss 2. Grades muss die Stelle unter lokaler Betäubung genäht werden. In der Regel werden dabei Fäden verwendet, die sich innerhalb von 2-3 Wochen von selbst auflösen.
Wie pflege ich eine Dammverletzung?
Gerade in den ersten Tagen nach der Geburt kann eine Dammverletzung je nach Ausprägung sehr unangenehm sein. Durch verschiedene Maßnahmen kannst Du die Wundheilung unterstützen:
- benutze Binden ohne Plastik Ich nenne die Binden immer gerne “Surfbretter”, da sie eine Form wie Surfbretter haben und wirklich groß sind. Im Droegeriemarkt gibt es sie unter anderem unter dem Namen “Strampelpeter”. Diese Binden sind ursprünglich zum Stoffwickeln hergestellt worden, haben sich aber schon seit Jahren für Binden im Wochenbett etabliert. Sie enthalten kein Plastik und sind daher atmungsaktiv
- Liege viel Für die Wundheilung ist es sehr wichtig sich in den ersten zwei Wochen nach der Geburt viel Ruhe zu gönnen und viel zu liegen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, da das Stillen häufig im Sitzen besser klappt als im Liegen und sich manchmal auch Besuch ankündigt, den man nicht im Bett empfangen möchte. Sicher hat der Besuch nichts dagegen, wenn Du liegen bleibst, oder erst nach ein paar Tagen zu kommen.
- Verzichte auf einen Sitzring Es mag verlockend klingen sich auf ein Sitzkissen, oder Hämorrhoidenkissen zu setzen, aber beim Einsatz dieser Kissen wird eine Naht noch stärker anschwellen, da sich das Blut im Dammbereich staut
- Verdünne deinen Urin Gerade am Anfang kann es beim Toilettengang an der Narbe brennen. Dagegen kann es hilfreich sein einen Messbecher mit lauwarmem Wasser mit auf die Toilette zu nehmen, um den Urin beim Pinkeln etwas zu verdünnen.
- Sorge für weichen Stuhl Auch der Stuhlgang kann mit einer frischen Naht unangenehm sein und brennen. Wichtig ist ausreichend zu trinken und ballaststoffreich zu essen. Um den Stuhl weicher zu machen, kann man auch Milchzuckerpulver verwenden, oder ein Mikroklistier verwenden. Einige Frauen finden es weniger schmerzhaft, wenn sie beim Stuhlgang mit einem Tuch gegen die Naht halten.
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- Kompressen mit Quark Du kannst die Dammnaht wunderbar kühlen, wenn Du dir Kompressen mit Naturquark vorbereitest. Dafür brauchst Du eine Küchenrolle und Quark. In die Mitte von einem Stück Küchenrolle tust Du ein/zwei Esslöffel Quark und klappst die Enden zur Mitte, so dass ein “Paket” entsteht. Bereite Dir ruhig welche auf Vorrat vor und tu sie in den Kühlschrank. Gerade bei geschwollenen Nähten wirken die Kompressen Wunder!
- Kompressen mit Calendula Essenz Nimm dafür eine Binde und beträufel sie mit verdünnter Calendulaessenz (von Weleda, oder Wala), pack die beträufelte Binde ins Gefrierfach. Bevor Du sie verwenden möchtest, lass sie einige Minuten bei Raumtemperatur auftauen, Calendula (Ringelblume) hat sich zur Unterstützung der Wundheilung bewährt
- Homöopathie Trameeltabletten wirken abschwellend, ansonsten Arnica C30, 5 Globuli einmalig, oder bei einem Dammschnitt Staphisagria C 30, 5 Globuli einmalig
- Sitzbäder Viele Frauen fühlen sich im Wochenbett unrein. Ein warmes Sitzbad tut daher den meisten Frauen gut. Dafür eignet sich beispielsweise Tannolact, Eichenrinde oder das Sitzbad von Ingeborg Stadelmann (Bahnhofsapotheke Kempten), welche entzündungshemmend, endspannend und juckreizstillend sind. Mit einem Sitzbad würde ich allerdings mindestens 5 Tage warten, damit sich die Fäden nicht zu früh auflösen.
- Narbenmassage Ist die Naht bereits verschlossen kannst Du sie mit verschiedensten Cremes/Salben massieren, um sie geschmeidig zu machen. Wenn es zu einer starken Narbenbildung kommt, könnte es sein, dass diese Dir später auch noch Beschwerden verursacht. Vor allem beim Geschlechtsverkehr kann es zu Schmerzen kommen, wenn das Narbengewebe im Scheideneingang derb und gnubbelig bleibt. Zur Massage bietet sich Beinwellsalbe von Stadelmann, Narbengel von Wala, Bepanthen, oder Rescue-Creme an.
Gibt es bleibende Probleme?
In der Regel heilen die meisten Dammverletzungen mit ein wenig Geduld und Schonung sehr gut ab. Nur sehr selten kommt es zu Komplikationen, die weitere Therapien nach sich ziehen.
Manchmal, nachdem der Nahtschmerz nachgelassen hat, beginnen die Nähte wieder zu schmerzen. In so einem Fall kann das Nahtmaterial, welches sich noch nicht aufgelöst hat, Schuld sein. Auch wenn sich die Fäden in der Regel auflösen, kann es Sinn machen, dass die Hebamme die Fäden zieht. Das dauert nur einen kurzen Moment und lindert die Schmerzen sofort.
Mit Dammmassage vorbeugen
Der Damm muss sich bei der Geburt enorm dehnen. Das Gewebe kann sich aber leichter dehnen und wird elastischer, wenn es auf die bevorstehende Geburt vorbereitet wird. Ab der 35. SSW kannst Du daher mit einer Dammmassage, oder anderen Maßnahmen beginnen, das Dammgewebe auf die Geburt vorzubereiten.
Dafür kannst Du entweder ein spezielles Dammmassageöl, oder ein neutrales Öl (Olivenöl oder Weizenkeimöl)verwenden. Der Daumen wird hierfür ein wenig in die Scheide eingeführt und Richtung After massiert. Am Besten klappt das, wenn Du ein Bein auf den Badewannenrand, oder den Toilettendeckel stellst. Auch deinen Partner kannst Du mit einbeziehen, wenn es für euch beide in Ordnung ist. Durch die tägliche Massage wird das Gewebe elastischer, die Dehnbarkeit erhöht und das Risiko einer Dammverletzung reduziert.
Die Hebamme führt während der Geburt außerdem meist einen Dammschutz durch. Wenn der Kopf des Babys aus der Scheide hervortritt, stützt sie mit ihrer Hand den Damm. Der After wird mit einem Tuch abgedeckt. Außerdem legt sie eine Hand auf das Köpfchen des Babies und kontrolliert damit, wie schnell sich das Kind aus der Scheide bewegt. Durch einen sanften Gegendruck kann die Hebamme somit dafür sorgen, dass sich der Damm langsam dehnen kann und von der Geburt sozusagen nicht überrascht wird. Mit all diesen Maßnahmen kann man zwar das Risiko eine Dammverletzung zu bekommen reduzieren, aber man kann dem nicht komplett vorbeugen.
Zusammenfassung
Viele Frauen haben nach der Geburt Verletzungen im Genitalbereich. Am Häufigsten sind Dammrisse und Dammschnitte. Vor allem in den ersten Tagen solltest Du so viel wie möglich liegen, um den Beckenboden, und damit auch die Dammnaht zu entlasten. Die Verletzungen heilen jedoch meist sehr schnell ab. Bereits nach rund 1 Woche geht es den meisten Frauen wieder viel besser. Sitzbäder, Kompressen, oder Spülungen mit Zusätzen tun den meisten Frauen gut und unterstützen die Wundheilung.
Normalerweise lösen sich die Fäden von alleine auf, aber hin und wieder kann der Faden anfangen zu spannen, oder zu piken. In so einem Fall kann die Hebamme beim Wochenbettbesuch die Fäden lösen. Nach etwa 4 Wochen ist die Wunde meist komplett verheilt. Wenn man möchte, kann man die Naht mit einem Öl sanft massieren, um sie geschmeidiger zu machen.