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Rückbildung nach einem Kaiserschnitt – gibt es Unterschiede?

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Rückbildung nach einem Kaiserschnitt - gibt es Unterschiede?

In Deutschland wird annähernd jedes 3. Kind per Kaiserschnitt geboren. Damit ist der Kaiserschnitt längst zu einem Routineeingriff geworden und für uns Hebammen Alltag in der Wochenbettbetreuung. Für die betroffenen Frauen stellt eine Kaiserschnittgeburt allerdings meist eine Ausnahmesituation dar, die Fragen und Unsicherheiten aufwirft. Eine Frage, die mir von Frauen nach einem Kaiserschnitt schon häufig gestellt worden ist, ist folgende: “Warum soll ich nach einem Kaiserschnitt einen Rückbildungskurs machen? Ich habe doch nicht vaginal geboren?” Wenn Du auch zu den 30% gehörst, die eine Kaiserschnittgeburt hatten, hast Du Dich ähnliches vielleicht auch schon gefragt. Diese und andere Fragen in dem Zusammenhang möchte ich Dir in diesem Artikel beantworten.

Der Beckenboden leistet Schwerstarbeit

Während der Schwangerschaft leistet der Beckenboden Schwerstarbeit. Die Gebärmutter hat vor der Schwangerschaft ein Gewicht von 120g und entspricht in etwa der Größe einer Birne. Im Laufe der Schwangerschaft nimmt sie die Größe eines ca. 2 kg schweren Medizinballs an. Dazu kommt das Gewicht vom Baby, des Fruchtwassers und der Plazenta. Insgesamt dürfte der Beckenboden um die 6-7 Kilo mehr tragen als vor der Schwangerschaft. Erschwerend kommt hinzu, dass durch das Hormon Progesteron als körpereigene Geburtsvorbereitung die Muskulatur aufgelockert wird. Der Beckenboden muss nicht nur mehr tragen, sondern kann auch seine Aufgaben nur schwerer erfüllen. Egal wie ein Baby die Welt erblickt hat, alleine durch die Schwangerschaft wird der Beckenboden geschwächt. 

Wann darf ich nach einem Kaiserschnitt mit Rückbildungsgymnastik beginnen?

Es spricht nichts dagegen, mit leichten Wochenbettübungen bereits in der zweiten Woche nach der Geburt zu beginnen. Diese Übungen sollten mobilisieren, den Rücken entlasten, den Beckenboden reflektorisch aktivieren und die Muskelvenenpumpe anregen. Es geht dabei nicht um Kräftigung. Mit kräftigender Rückbildungsgymnastik sollte erst 8-10 Wochen nach der Geburt begonnen werden. In der vorherigen Zeit sollte sich der Körper erholen und heilen können. Belastet man sich körperlich zu früh, kann es zu Verwachsungen und Keloidbildung (wulstige Narbe) kommen. 

Unterschiede zu Rückbildung nach “normaler” Geburt

Rückbildungsgymnastik nach einem Kaiserschnitt unterscheidet sich nur geringfügig von Rückbildungsgymnastik nach einer vaginalen Geburt. Nach einem Kaiserschnitt sollten Übungen, bei denen die Bauchdecke stark überdehnt wird (z.B Cobra, heraufschauender Hund)) und Übungen bei denen die geraden Bauchmuskeln trainiert werden (Sit-ups, Crunches allgemein auf- und abrollende Bewegungen, Klappmesser etc.), gemieden werden, damit sich eine Rectusdiastase (Spalt zwischen der geraden Bauchmuskulatur) schließen kann und um die Kaiserschnittnarbe nicht zu stark zu belasten. Eine Kaiserschnittnarbe braucht etwa 10-12 Monate bis die Narbenbildung abgeschlossen ist. Die sichtbare Hautnarbe heilt sehr schnell ab, es sind die tieferen Gewebeschichten, die Monate brauchen, um abzuheilen.

Beschwerden als Warnzeichen

Treten Schmerzen im Narbenbereich auf, ist dies als Warnzeichen zu verstehen und die Übung sollte beendet werden.

Das A und O ist die Körpermitte

Das sogenannte Muskelkorsett besteht aus den verschiedenen Bauchmuskeln und dem tiefen Rückenmuskel. Diese Muskeln arbeiten eng zusammen. Sie umschließen den Rumpf wie ein Korsett, daher der Name. Zusammen mit dem Beckenboden stabilisiert das Muskelkorsett die Wirbelsäule und entlastet sie. Außerdem ermöglicht es uns eine aufrechte Haltung, vielseitige Bewegungen des Rumpfes, sowie die Bauchpresse (beim Toilettengang, bei der Geburt). Optimalerweise arbeiten Bauch- Rücken- und Beckenbodenmuskeln in einem ausgewogenen Kräfteverhältnis zusammenarbeiten. Ist eine Muskelgruppe dieser Funktionsgemeinschaft geschwächt, muss ein anderer dafür um so mehr leisten. Bei einem Kaiserschnitt werden alle drei Bauchmuskelschichten verletzt. Heute wird in den meisten deutschen Kliniken der “sanfte” Kaiserschnitt (nach Misgav-Ladach) durchgeführt wird, bei dem weniger Körpergewebe verletzt wird. Trotzdem werden auch bei dieser Methode alle Bauchmuskelschichten durchtrennt. An dieser Stelle bleibt lebenslang eine Narbe, die eine Schwachstelle darstellt. Da die Bauchmuskulatur nach einem Kaiserschnitt geschwächt ist, muss die Rückenmuskulatur, die als Gegenspieler zu den Bauchmuskeln arbeitet, zum Ausgleich mehr arbeiten.

Empfehlenswerte Übungen

Es werden besonders Übungen empfohlen, die die tiefe Muskulatur und damit das gesamte Muskelkorsett stärken. Dazu gehören:

  • allgemein empfohlene Rückbildungsübungen unter Aussparung der geraden Bauchmuskulatur
  • Balanceübungen (Einbeinstand .z.B. der Baum), Balanceboard, Wackelbrett…)
  • kurze Stützpositionen im Vierfüßlerstand
  • kurzer Seitstütz

Was kann passieren, wenn ich keine Rückbildung mache?

Kräftigst Du Deinen Körper nach einer Geburt nicht gezielt (dabei ist egal, ob vaginal, oder per Kaiserschnitt geboren wurde) KANN es zu folgenden Spätfolgen kommen:

  • Fehlhaltungen
  • Fehlstellung des Beckens
  • Inkontinenz
  • Organsenkung
  • Druckgefühl im Becken
  • sexuelles Missempfinden
  • Bandscheibenvorfall

Oft treten solche Beschwerden erst Jahre später auf und natürlich MÜSSEN sie NICHT bei jeder Frau auftreten, die auf Rückbildungsgymnastik verzichtet hat. Inkontinenz z.B. (unkontrollierter Abgang von Urin, Darmgasen, oder Stuhl) tritt nach einem Kaiserschnitt seltener auf (ca.15%), mit steigendem Alter (ab 50J) gleicht sich die Zahl der betroffenen Frauen allerdings denen an, die vaginal geboren hatten. Daher rate ich Dir in jedem Fall Deinen Körper nach der Schwangerschaft zu stärken, um Dich fit, stark und vital zu fühlen und dies auch langfristig zu bleiben.    

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  • Julia Ronnenberg - Hebamme und Gründerin von Mammacita

    Hebamme Julia Ronnenberg

    Ich bin Julia Ronnenberg, seit über 15 Jahren Hebamme und die Autorin der Artikel auf Mammacita.de

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