Stell Dir vor: Dein Körper hat neun Monate lang ein Wunder vollbracht. Und kaum ist Dein Baby geboren, beginnt ein hormonelles Wechselspiel, das Dich stark fordern kann. Mit der Plazenta verlierst Du schlagartig eine zentrale Hormonquelle. Besonders Progesteron und Östrogen fallen rapide ab. Gleichzeitig steigen andere Hormone, wie Prolaktin und Oxytocin, rapide an – vor allem, wenn Du stillst. Dieses Auf und Ab bringt die Hormone nach Geburt ordentlich durcheinander und wirkt sich auf Deinen ganzen Körper und Deine Gefühlslage aus.
Hormonelle Umstellung im Wochenbett
Unmittelbar nach der Geburt setzt eine tiefgreifende hormonelle Umstellung ein. Die Plazenta, die während der Schwangerschaft eine Vielzahl wichtiger Hormone produzierte, ist nun nicht mehr vorhanden. Dies führt zu einem drastischen Abfall von Östrogen und Progesteron. Diese Hormone hatten während der Schwangerschaft eine schützende und stabilisierende Wirkung. Ihr plötzlicher Rückgang kann verschiedene körperliche und emotionale Reaktionen hervorrufen.
Gleichzeitig kommt es zu einem deutlichen Anstieg von Prolaktin, dem Hormon, das die Milchproduktion anregt. Bei stillenden Müttern bleibt der Prolaktinspiegel erhöht, solange das Baby regelmäßig trinkt. Ein weiteres wichtiges Hormon in dieser Phase ist Oxytocin, das während der Geburt eine entscheidende Rolle bei den Wehen spielte und nun die Rückbildung der Gebärmutter unterstützt sowie die wichtige emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind fördert (Oxytocin und Bindung).

Oxytocin und Prolaktin: Die Still-Stars treten auf die Bühne
Im Gegenzug dazu steigen andere Hormone an, die für die Stillzeit entscheidend sind:
- Oxytocin: Das Kuschel- und Bindungshormon. Es wird bei Hautkontakt, beim Stillen und Kuscheln freigesetzt und sorgt für die Kontraktion der Gebärmutter nach der Geburt (die sogenannten Nachwehen – ja, die kommen auch von den Hormonen!). Es fördert die Milchfreisetzung und stärkt die Bindung zwischen dir und deinem Baby. Ich liebe es immer, wenn ich sehe, wie Oxytocin die frischgebackenen Eltern und ihr Baby förmlich umschließt und eine unsichtbare, aber so starke Verbindung schafft.
- Prolaktin: Das Milchbildungshormon. Es ist dafür verantwortlich, dass deine Brüste Milch produzieren. Je mehr dein Baby trinkt, desto mehr Prolaktin wird ausgeschüttet.
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Auswirkungen auf Körper und Psyche
Die hormonelle Achterbahnfahrt nach der Geburt kann vielfältige körperliche Symptome auslösen:
- Haarausfall: Der erhöhte Östrogenspiegel während der Schwangerschaft führte oft zu vollerem Haar. Nach dem Abfall kann es vorübergehend zu verstärktem Haarausfall kommen.
- Schwitzen: Hormonelle Schwankungen können zu vermehrtem Schwitzen, insbesondere nachts, führen, da der Körper überschüssige Flüssigkeit ausscheidet.
- Schlafstörungen: Obwohl die Bedürfnisse des Babys oft den Schlaf bestimmen, können auch die Hormone nach Geburt zu Schlafstörungen beitragen.

Das Wochenbett: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Auch die emotionale Landschaft kann sich verändern. 80% der Frauen haben einen sogenannten “Baby Blues” nach der Geburt, der sich durch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Weinerlichkeit äußern kann. Du fühlst dich überfordert, bist extrem sensibel undfängst ohne ersichtlichen Grund an zu weinen. Der Babyblues kommt hauptsächlich durch den rasanten Hormonabfall und der riesigen Umstellung, die du gerade durchmachst. Er ist nur vorübergehend und klingt nach einigen Tagen oder Wochen von selbst ab.
Meine Tipps gegen den Baby Blues:
- Gönn dir Ruhe: Schlaf ist jetzt Gold wert. Nutze jede Gelegenheit, dich auszuruhen, wenn dein Baby schläft.
- Akzeptiere deine Gefühle: Es ist okay, traurig, überfordert oder ängstlich zu sein. Sprich darüber! Mit deinem Partner, deiner besten Freundin, deiner Hebamme.
- Suche Unterstützung: Lass dich bekochen, dir den Haushalt abnehmen. Jetzt ist nicht die Zeit, Superwoman zu spielen.
Postpartale Depression: Wenn der Baby Blues nicht verschwindet
Wichtig ist, den Baby Blues von einer Wochenbettdepression (postpartale Depression) abzugrenzen. Dauern die Symptome des Baby Blues länger als zwei Wochen an, sind sie sehr intensiv oder hast du zusätzlich Symptome wie anhaltende Traurigkeit, Interessenlosigkeit, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Angstzustände oder Panikattacken bedingt, dann solltest du unbedingt professionelle Hilfe suchen. Sprich mit deiner Hebamme oder deinem Arzt. Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen, und es gibt viele Möglichkeiten, dir zu helfen.
Ich hatte mal eine Mama, die trotz großer Freude über ihr Baby unter Panikattacken litt. Sie schämte sich, darüber zu sprechen, besonders weil sie eine schwierige Geburt erlebt hatte und dachte, sie sei eine schlechte Mutter. Doch als sie sich mir anvertraute und ich half Schritte einzuleiten, sah ich, wie eine riesige Last von ihr abfiel. Das ist so wichtig: Sei offen und ehrlich zu dir. Und denk daran, es gibt Hilfe! Wenn du das Gefühl hast, alleine nicht weiterzukommen, gibt es spezielle Anlaufstellen wie das Hilfetelefon schwierige Geburt, die dich professionell unterstützen können.

Deine Hormone 4 Monate nach Geburt
Etwa drei bis vier Monate nach der Geburt bemerken viele Frauen verstärkten Haarausfall nach Geburt. Auch hier sind wieder mal die Hormone nach Geburt schuld! Während der Schwangerschaft haben die hohen Östrogenspiegel dafür gesorgt, dass deine Haare länger in der Wachstumsphase verbleiben. Nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel, und die Haare, die eigentlich schon längst hätten ausfallen sollen, tun das jetzt geballt. Keine Sorge, das ist meist vorübergehend und deine Haarpracht erholt sich wieder.
Was du tun kannst:
- Sanfte Haarpflege: Vermeide aggressive Shampoos und zu heißes Föhnen.
- Geduld: Gib deinem Körper Zeit.
- Ausgewogene Ernährung: Achte auf eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen.
- Aufbaukalk: Eine Frauen schwören auf Aufbaukalk von Weleda oder Aufbaumittel von DER Bahnhofsapotheke.
Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass unsere Versorgung mit Mikronährstoffen einen großen Einfluss hat. Der Haarausfall lässt sich vielleicht nicht ganz vermeiden, aber besonders Eisen spielt hier eine zentrale Rolle. Es wird oft unterschätzt! Ich empfehle allen Frauen, ihren Ferritinwert in der Schwangerschaft kontrollieren zu lassen. So lassen sich Mangelzustände frühzeitig erkennen. Eine gute Eisenversorgung unterstützt nicht nur das Haarwachstum, sondern auch Deine psychische Stabilität. Denn Frauen mit leeren Eisenspeichern sind oft chronisch erschöpft, niedergeschlagen oder reizbar.

Abstillen: Eine weitere hormonelle Umstellung
Das Abstillen, egal ob langsam oder schnell, ist eine weitere große hormonelle Umstellung für deinen Körper. Wenn du die Stillfrequenz reduzierst oder ganz aufhörst, sinkt der Prolaktinspiegel wieder. Das kann erneut zu emotionalen Schwankungen führen, ähnlich wie beim Baby Blues.
Wenn man zu schnell abstillt, kann der hormonelle Abfall noch abrupter sein, was die emotionalen Reaktionen verstärken kann. Es ist, als würde man einen Schalter umlegen. Ich empfehle meinen Mamas immer, wenn möglich, das Abstillen schrittweise zu gestalten. Das gibt deinem Körper und auch deinem Baby Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Wann Hormone nach Geburt wieder normal sind: Eine individuelle Reise
Der Zeitpunkt, wann Hormone nach Geburt wieder normal sind, ist individuell verschieden. Bei nicht stillenden Müttern pendelt sich der Hormonhaushalt in der Regel innerhalb von Wochen bis Monaten wieder ein. Die erste Menstruation setzt meist nach etwa sechs bis zwölf Wochen wieder ein.
Bei stillenden Müttern dauert die hormonelle Rückbildung oft länger. Das Prolaktin in der Stillzeit unterdrückt die Freisetzung von Östrogen und Progesteron, was zu einer verlängerten Phase ohne Menstruation führen kann. Sobald das Stillen reduziert wird oder ganz beendet ist, normalisiert sich der Zyklus meist innerhalb einiger Wochen. Der Einfluss von Lebensstil und Ernährung kann diesen Prozess ebenfalls beeinflussen. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können den Körper in seiner Regeneration unterstützen.
Noch mal zusammengefasst: Die Frage, wann deine Hormone nach Geburt wieder “normal” sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das ist sehr individuelle und hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel:
- Ob du stillst oder nicht.
- Wie lange du stillst.
- Deiner allgemeinen körperlichen und seelischen Verfassung.
- Deinem Lebensstil (Ernährung, Schlaf, Stress).
Im Allgemeinen kann es mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern, bis sich der Hormonhaushalt wieder komplett eingependelt hat. Hab Geduld mit dir und deinem Körper.

Meine Hebammen-Empfehlung: Frauenmantel nach der Geburt
Als Hebamme bin ich ein großer Fan der Pflanzenheilkunde, die uns die Natur schenkt. Für den Ausgleich deiner Hormone nach Geburt, und zur Unterstützung der Gebärmutterrückbildung, empfehle ich meinen Mamas immer wieder gerne Frauenmantel.
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) ist ein echtes Wunderkraut für uns Frauen. Er wirkt regulierend auf den weiblichen Hormonhaushalt und kann helfen, die Stimmungsschwankungen abzumildern und die Gebärmutter zu stärken. Du kannst ihn als Tee trinken oder in Form von Urtinkturen einnehmen. Sprich am besten mit deiner Hebamme oder einem Apotheker, welche Form und Dosierung für dich geeignet ist. Ich habe damit jedenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht.
Hormone nach Geburt Erfahrungen: Du bist nicht allein!
All diese Erfahrungen, von der plötzlichen Traurigkeit über Haarausfall bis hin zu Stimmungsschwankungen, sind weit verbreitet. Tausche dich mit anderen Mamas aus, lies Erfahrungsberichte. Du wirst sehen, dass du mit deinen Gefühlen und körperlichen Veränderungen nicht allein bist.
Zusammenfassend möchte ich dir mitgeben:
- Sei nachsichtig mit dir selbst: Dein Körper und deine Psyche leisten gerade Unglaubliches.
- Höre auf deinen Körper: Nimm die Signale wahr, die er dir sendet.
- Scheue dich nicht, Hilfe zu suchen: Ob Hebamme, Arzt, Partner oder Freundin – sprich über das, was dich bewegt.
- Gib dir Zeit: Die hormonelle Umstellung ist ein Prozess, der dauern kann.
Die Umstellung deiner Hormone nach Geburt sind ein natürlicher Prozess, der Zeit braucht. Sei geduldig mit dir und deinem Körper. Mit der Zeit wird sich dein Hormonhaushalt wieder einpendeln. Jede postpartale Phase ist individuell, und Selbstfürsorge ist der Schlüssel, um diese besondere Zeit gut zu meistern.
Quellen
- https://www.aok.de/pk/magazin/familie/geburt/so-veraendern-sich-die-hormone-bei-frauen-vor-und-nach-der-geburt/
- https://www.big-direkt.de/de/gesund-leben/schwangerschaft-geburt/postpartales-angst-syndrom-irrationale-sorgen-und-panikattacken-bei-muettern
- https://www.hipp.de/forum/viewtopic.php?t=13679
- https://www.dm.de/tipps-und-trends/geburt/wochenbett/koerper-nach-der-geburt-55122
- https://momallie.de/ratgeber/wochenbett/koerperliche-veraenderung-der-mama/hormonumstellung-nach-geburt/