Zahntrauma bei Kindern: Was tun, wenn ein Zahn abgebrochen ist?

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Beitragsbild Zahn abgebrochen
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Wenn Kinder die Welt auf eigene Faust erkunden, sind kleine Unfälle leider oft vorprogrammiert. Als Hebamme erlebe ich es immer wieder, dass frischgebackene Mamas in meinen Rückbildungskursen von den ersten Stürzen ihrer Kleinen berichten. Besonders, wenn dabei ein Zahn abgebrochen ist, ist das für Eltern und Kind ein großer Schreck. Doch keine Sorge: Mit dem richtigen Wissen könnt ihr in so einer Situation ruhig und besonnen reagieren.

Was genau ist ein Zahntrauma und warum passiert es bei Kindern so oft?

Ein Zahntrauma ist, einfach gesagt, eine Verletzung an einem oder mehreren Zähnen oder den umliegenden Strukturen – also Zahnfleisch, Lippen, Zunge oder sogar dem Kieferknochen –, die durch eine plötzliche Krafteinwirkung von außen entsteht.

Gerade bei Kindern passiert das leider sehr häufig. Denk nur mal an die typischen Situationen: die ersten Gehversuche, bei denen sie stolpern, hinfallen und das Gleichgewicht verlieren; das ausgelassene Spielen und Toben mit Stürzen auf dem Spielplatz oder beim Rennen; sportliche Aktivitäten wie Fahrradfahren, Rollerfahren oder Ballspiele; und natürlich auch Unfälle im Haushalt, wie das Anstoßen an Möbelkanten oder Treppenstürze. Besonders oft sind dabei die Frontzähne im Oberkiefer betroffen, einfach weil sie beim Sturz nach vorne am exponiertesten sind.

Milchzähne vs. bleibende Zähne – Ein wichtiger Unterschied

Wenn Zahn abgebrochen oder verletzt ist, ist es wichtig zu wissen, ob ein Milchzahn oder ein bleibender Zahn betroffen ist. Milchzähne sind die ersten Zähne, die etwa ab dem 6. Lebensmonat durchbrechen. Sie sind kleiner und haben dünneren Schmelz als die bleibenden Zähne. Sie dienen als Platzhalter für die „großen“ Zähne, die dann ab etwa 6 Jahren nach und nach durchbrechen.

Man könnte meinen, eine Verletzung am Milchzahn sei nicht so schlimm, weil er ja sowieso ausfällt. Das ist so nicht richtig, denn unter jedem Milchzahn liegt im Kiefer schon der Keim für den bleibenden Zahn. Eine schwere Verletzung des Milchzahns, besonders wenn er in den Kiefer hineingeschoben wird (Intrusion) oder sich entzündet, kann diesen Zahnkeim schädigen. Mögliche Folgen sind dann Verfärbungen, Formveränderungen oder sogar Durchbruchsstörungen beim bleibenden Zahn.

Deshalb gilt: Jede Zahnverletzung, egal ob Milchzahn oder bleibender Zahn, sollte zahnärztlich abgeklärt werden!

Zahn abgebrochen

Die häufigsten Zahnverletzungen bei Kindern

Die häufigsten Zahnverletzungen bei Kindern: Von abgebrochen bis geprellt

Zahnverletzungen können ganz unterschiedlich aussehen. Grob unterscheiden wir zwischen Brüchen des Zahnes und Lockerungen oder Verschiebungen. Oft treten auch Begleitverletzungen an Lippen oder Zahnfleisch auf, die stark bluten können.

  • Wenn ein Zahn abgebrochen ist

Ist bei einem Kind ein Zahn abgebrochen, ist das oft ein großer Schreck. Meistens trifft es die Frontzähne. Manchmal bricht nur ein kleines Stück ab, der Zahn kann dann etwas empfindlich sein. Ist ein größeres Stück abgebrochen, bei dem der Zahnnerv nicht freiliegt, ist das die häufigste Form, wenn ein Schneidezahn abgebrochen ist. Was tun? Ruhe bewahren! Such das abgebrochene Stück und bewahre es richtig auf (mehr dazu gleich). Geh zeitnah zum Zahnarzt. Bei einem Milchzahn, der abgebrochen ist, werden oft nur die scharfen Kanten geglättet. Bei einem bleibenden Schneidezahn kann das Fragment oft wieder angeklebt werden – das ist ästhetisch meist die schönste Lösung.

Manchmal ist der Bruch tiefer und der Nerv freigelegt – das erkennst du oft an einem kleinen roten Punkt in der Bruchfläche oder es kann sogar bluten. Diese Verletzung ist schmerzhafter und das Risiko einer Infektion ist hoch. Hier musst du sofort zum Zahnarzt!

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  • Zahn geprellt: Symptome und Schmerzdauer

Manchmal sieht man nach einem Stoß oder Sturz gar keine sichtbare Verletzung am Zahn, aber er tut trotzdem weh. Dann kann der Zahn geprellt sein. Die typischen Symptome sind Schmerzen bei Berührung oder beim Aufbeißen. Der Zahn fühlt sich vielleicht auch einfach “anders” an oder ist klopfempfindlich. Die akuten Schmerzen lassen meist nach einigen Tagen bis wenigen Wochen nach. Wichtig ist aber: Auch wenn der Zahn äußerlich heil aussieht, kann der Nerv durch den Stoß geschädigt worden sein und später absterben. Deshalb ist auch hier eine zahnärztliche Kontrolle wichtig!

  • Weitere ernste Verletzungen: Gebrochene Zahnwurzel und Bluterguss im Zahn

Manchmal bricht die Zahnwurzel, die im Kieferknochen steckt. Das ist von außen oft nicht sichtbar. Symptome können sein, dass der Zahn locker ist oder schmerzt, aber manchmal gibt es auch kaum Symptome. Nur der Zahnarzt kann dies per Röntgenbild feststellen.

Es kann auch passieren, dass sich ein Zahn nach einem Sturz gräulich, rosa oder bräunlich verfärbt – wie ein blauer Fleck im Zahn. Diese Verfärbung tritt oft erst einige Tage nach dem Unfall auf. Manchmal bildet sie sich von selbst wieder zurück. Aber Achtung: Wenn die Verfärbung erst Wochen später auftritt oder dunkel bleibt, ist das oft ein Zeichen dafür, dass der Zahnnerv abgestorben ist.

Die Vielfalt der Verletzungen (Zahn abgebrochen, geprellt, Zahnwurzel verletzt) macht deutlich, warum eine professionelle Diagnose wichtig ist. Nur der Zahnarzt kann durch genaue Untersuchung und eventuell Röntgenbilder das volle Ausmaß des Schadens beurteilen und die richtige Therapie einleiten.

Zahn abgebrochen beim Fahrradunfall

Erste Hilfe am Unfallort: Was tun bei abgebrochenem Schneidezahn oder Milchzahn?

Okay, es ist passiert. Dein Kind ist gestürzt, ein Zahn ist verletzt. Was jetzt? Das Wichtigste zuerst:

  1. Ruhe bewahren! Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Aber Hektik und Panik übertragen sich auf dein Kind und machen alles nur schlimmer. Atme tief durch, beruhige dein Kind, sprich ihm gut zu. Verschaff dir einen kurzen Überblick über die Verletzung.
  2. Blutung stillen. Oft blutet es im Mund nach einem Unfall stark, besonders wenn Lippe oder Zahnfleisch mitverletzt sind. Lass dein Kind (wenn es alt genug ist) auf eine saubere Mullkompresse oder ein sauberes Stofftaschentuch beißen. Drück von außen leicht auf die Wunde, wenn es an der Lippe blutet.
  3. Kühlen. Kühl die betroffene Stelle von außen (Wange, Lippe) mit einem kalten Waschlappen, einem Kühlpack (in ein Tuch gewickelt!) oder einem Eiswürfel im Tuch. Kälte lindert den Schmerz und vermindert die Schwellung.
  4. Nachschauen und Suchen. Schau vorsichtig in den Mund. Ist ein Zahn abgebrochen, locker, verschoben, oder fehlt er ganz? Prüf auch, ob es andere Verletzungen gibt (Kopf, Kiefer). Bei abgebrochenem Zahn (egal ob Schneidezahn oder Milchzahn): Such das abgebrochene Zahnstück! Oft kann es, besonders bei bleibenden Zähnen, wieder angeklebt werden. Bei ausgeschlagenem Zahn: Such den Zahn!
  5. Richtiger Umgang mit Zahn oder Fragment. Das ist entscheidend für die Rettungschancen, vor allem bei bleibenden Zähnen! Fass den Zahn oder das Bruchstück IMMER nur an der Krone an (dem sichtbaren Teil), NIEMALS an der Wurzel! An der Wurzel sitzen winzige, lebende Zellen, die für das Wiederanwachsen wichtig sind und die du nicht berühren oder beschädigen darfst. Und ganz wichtig: Den Zahn oder das Fragment NICHT säubern, NICHT abbürsten, NICHT desinfizieren, auch wenn er schmutzig ist! Das Entfernen von Schmutz würde auch die wichtigen Zellen an der Wurzeloberfläche zerstören. Das mag vielleicht unlogisch klingen, ist aber essenziell. Der Zahn bzw. das Fragment muss sofort feucht gelagert werden, um nicht auszutrocknen. Trockene Lagerung, selbst für kurze Zeit, zerstört die Zellen an der Wurzeloberfläche und macht ein erfolgreiches Wiederanwachsen fast unmöglich. Die beste Aufbewahrung ist eine Zahnrettungsbox (mehr dazu gleich). Wenn du keine hast, gibt es Notfall-Alternativen (siehe unten).
  6. Zahnarzt aufsuchen. Geh so schnell wie möglich zum Zahnarzt oder in eine Zahnklinik. Bei einem ausgeschlagenen bleibenden Zahn zählt jede Minute! Idealerweise sollte er innerhalb von 20-60 Minuten wieder eingesetzt werden.

In solchen Schreckmomenten hilft es ungemein, wenn man weiß, was zu tun ist. Das gibt Sicherheit – dir und deinem Kind. Genau das üben wir auch in unserem Onlinekurs zur Kinder-Erste-Hilfe, damit ihr für den Fall der Fälle gewappnet seid.

Zahnarztbesuch nachdem Zahn abgebrochen

Die Zahnrettungsbox: Ein Muss für den Notfall

Du hast es schon in den Erste-Hilfe-Maßnahmen gesehen: Bei einem ausgeschlagenen bleibenden Zahn ist die Zahnrettungsbox (oft auch Zahnbox genannt) die absolut beste Wahl zur Aufbewahrung. Aber was ist das genau?

Eine Zahnrettungsbox ist ein kleines Döschen, das eine spezielle Nährlösung enthält. Diese Lösung ist so zusammengesetzt, dass sie die empfindlichen Zellen auf der Wurzeloberfläche des ausgeschlagenen Zahnes am Leben erhält. Genau diese Zellen sind aber entscheidend dafür, dass der Zahn nach dem Wiedereinsetzen (Replantation) wieder gut im Kiefer anheilen kann. Die Box schafft also die optimalen Bedingungen, um die Überlebenschancen des Zahnes drastisch zu erhöhen. Eine bekannte Marke ist zum Beispiel die SOS Zahnbox von Miradent.

Wie benutzt du die Zahnrettungsbox im Notfall?

  1. Ausgeschlagenen Zahn (oder großes Bruchstück, wenn der Zahn abgebrochen ist) finden.
  2. Zahn nur an der Krone anfassen.
  3. Zahn nicht reinigen.
  4. Zahn sofort in die Nährlösung in der Box legen.
  5. Box fest verschließen.
  6. Sofort zum Zahnarzt oder in die Zahnklinik!

Der riesige Vorteil der Zahnrettungsbox gegenüber anderen Methoden ist die Zeit: In der Box können die Zellen des Zahnes bis zu 24 oder sogar 48 Stunden überleben! Das verschafft dir wertvolle Zeit, um in Ruhe einen Zahnarzt zu erreichen, ohne dass die Chancen für den Zahn dramatisch sinken.

Du bekommst die Zahnrettungsbox in der Apotheke und manchmal auch online. Sie ist besonders wichtig, wenn du aktive Kinder hast, die viel draußen spielen oder Sport treiben. Es wird empfohlen, eine Box nicht nur in der Hausapotheke zu haben, sondern auch in Kindergärten, Schulen und Sportvereinen.

Zahnnotfallbox Zahn abgebrochen

Was tun, wenn keine Zahnrettungsbox zur Hand ist?

Natürlich hat man nicht immer eine Box dabei. Wenn keine verfügbar ist, gibt es Notfall-Alternativen, die aber weniger ideal sind und nur für kurze Zeit funktionieren:

  • Kalte H-Milch (ultrahocherhitzt): Das ist die beste Alternative. Hält den Zahn ca. 30 Minuten bis maximal 1-2 Stunden feucht und die Zellschädigung in Grenzen.
  • Isotone Kochsalzlösung: Falls vorhanden (z.B. aus dem Erste-Hilfe-Set). Zeitrahmen ähnlich wie Milch.
  • Eigener Speichel des Kindes: Zahn in ein sauberes Gefäß mit Speichel legen oder (nur bei kooperativen, älteren Kindern!) vorsichtig in der Backentasche transportieren – Achtung, nicht verschlucken! Nur für ca. 30 Minuten geeignet.
  • Plastikfolie/-tüte: Zahn in saubere Frischhaltefolie wickeln oder in einen kleinen Gefrierbeutel geben. Auch nur für ca. 30 Minuten.

Wichtig: Absolut ungeeignet sind: Wasser (schädigt die Zellen durch osmotischen Druck), feuchte Tücher oder trockene Lagerung!

Mund kühlen nachdem Zahn abgebrochen

Nach dem Unfall: Warum ist der Zahnarztbesuch so wichtig?

Egal, wie klein die Verletzung auf den ersten Blick scheint – der Gang zum Zahnarzt ist nach jedem Zahntrauma unerlässlich. Auch wenn es „nur“ ein Milchzahn ist!

Der Zahnarzt kann als einziger das volle Ausmaß der Verletzung beurteilen. Er wird:

  • Eine genaue klinische Untersuchung durchführen (Zähne, Zahnfleisch, Lippen, Kiefer).
  • Eventuell Röntgenbilder anfertigen, um versteckte Brüche (z.B. der Wurzel) oder Schäden am Kieferknochen zu erkennen.
  • Die Vitalität des Zahnes prüfen (also ob der Nerv noch lebt).
  • Den Tetanusschutz überprüfen und ggf. eine Auffrischung empfehlen.
  • Die richtige Behandlung einleiten, um Schmerzen zu lindern, Infektionen zu verhindern und den Zahn möglichst zu erhalten.

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Wie sieht die Behandlung nach einer Zahnverletzung aus?

Die Behandlung hängt natürlich stark von der Art und Schwere der Verletzung ab:

  • Kleine Abbrüche: Ist nur eine kleine Ecke beim Zahn abgebrochen, reicht es, scharfe Kanten zu glätten, den Zahn zu fluoridieren oder eine kleine Füllung zu machen.
  • Größere Abbrüche (bleibende Zähne): Wenn du das Fragment hast, kann der Zahnarzt versuchen, es mit einer speziellen Klebetechnik (Adhäsivtechnik) wieder zu befestigen. Alternativ kann der Zahn mit zahnfarbenem Kunststoff (Komposit) wieder aufgebaut werden.
  • Nervenbeteiligung: Liegt der Nerv frei oder ist er geschädigt, sind oft weitere Maßnahmen nötig. Bei Zähnen, deren Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen ist, kann eine Pulpotomie (teilweise Nerventfernung) versucht werden, um den Zahn vital zu erhalten. Ansonsten ist oft eine Wurzelkanalbehandlung notwendig – manchmal auch erst später, wenn der Nerv durch das Trauma verzögert abstirbt.
  • Gelockerte/verschobene Zähne: Der Zahnarzt wird den Zahn vorsichtig wieder in die richtige Position bringen und ihn dann für einige Wochen mit einer Schiene an den Nachbarzähnen befestigen, damit er wieder festwachsen kann.
  • Ausgeschlagene bleibende Zähne: Wenn du schnell warst und den Zahn richtig gelagert hast, wird der Zahnarzt versuchen, ihn wieder einzusetzen (Replantation). Danach wird der Zahn ebenfalls geschient. Fast immer ist anschließend eine Wurzelkanalbehandlung nötig.
  • Stark zerstörte Zähne / Milchzähne mit Komplikationen: Manchmal ist ein Zahn so stark geschädigt, dass er nicht erhalten werden kann und gezogen werden muss (Extraktion). Bei Milchzähnen ist das oft der Fall, wenn eine Entzündung droht, die den bleibenden Zahn gefährden könnte. Nach der Extraktion eines Milchzahnes kann eventuell ein Platzhalter nötig sein, damit die Nachbarzähne nicht in die Lücke wandern. Der Schutz des bleibenden Zahnkeims hat hier oberste Priorität.
Behandlung Zahntrauma Zahn abgebrochen

Mögliche Langzeitfolgen nach einem Zahntrauma

Ein Zahntrauma ist leider nicht immer mit der Erstbehandlung abgeschlossen. Auch Wochen, Monate oder sogar Jahre später können noch Probleme auftreten. Deshalb sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen nach einem Unfall wichtig! Mögliche Spätfolgen sind:

  • Verfärbung: Der Zahn bleibt grau oder verfärbt sich gelblich.
  • Absterben des Nervs (Pulpanekrose): Der Zahn wird „tot“, was oft unbemerkt bleibt, aber zu Entzündungen im Kiefer führen kann. Anzeichen können Schmerzen, eine Schwellung oder ein kleines Eiterbläschen (Fistel) am Zahnfleisch sein. Dann ist eine Wurzelbehandlung oder das Ziehen des Zahns (Extraktion) nötig.
  • Wurzelresorption: Die Zahnwurzel wird vom Körper langsam aufgelöst (von innen oder außen). Das kann zum Zahnverlust führen.
  • Ankylose: Der Zahn verwächst direkt mit dem Kieferknochen, besonders nach Wiedereinsetzen oder wenn er in den Kiefer geschoben wurde. Das kann bei Kindern das Kieferwachstum stören.
  • Infektionen/Abszesse: Können sich ausbreiten und gefährlich werden.
  • Schäden am bleibenden Zahn: Wenn ein Milchzahn verletzt war, kann der nachfolgende bleibende Zahn Probleme haben (Verfärbung, Fehlbildung, gestörter Durchbruch).

Merke: Ein Zahnunfall ist oft der Beginn eines längeren Beobachtungszeitraums. Die erste Behandlung ist nur der erste Schritt. Regelmäßige Kontrollen sind wichtig, um Spätfolgen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Vorbeugen ist besser als Heilen: Tipps zur Prävention von Zahnunfällen

Natürlich können wir unsere Kinder nicht in Watte packen, und kleine Unfälle gehören zum Leben dazu. Aber wir können einiges tun, um das Risiko für Zahnunfälle zu verringern:

  • Sicherheit zu Hause:
  • Stolperfallen beseitigen: Teppiche sichern, Spielzeug wegräumen.
  • Treppen sichern: Schutzgitter anbringen, besonders wenn die Kleinen mobil werden.
  • Fenster sichern: Kindersicherungen anbringen, Möbel nicht als Kletterhilfe unter Fenster stellen.
  • Wickeltisch-Sicherheit: Dass Babys vom Wickeltisch fallen ist gar nicht so selten. Das A und O! Immer eine Hand am Kind lassen! Alle Utensilien vorher bereitlegen. Bei Störung (Telefon, Türklingel): Kind mitnehmen oder sicher auf den Boden legen. Keine zu dicke Auflage verwenden, damit die seitlichen Ränder schützen. Es ist erstaunlich, wie schnell sich Babys plötzlich drehen können, auch wenn sie es vorher noch nie getan haben.
  • Möbel sichern: Regale und schwere Möbel an der Wand befestigen, damit sie nicht umkippen können, wenn sich das Kind daran hochzieht.
  • Sicherheit beim Sport:
  • Mundschutz: Bei vielen Sportarten ein Muss! Nicht nur bei klassischen Kontaktsportarten wie Hockey, Fußball, Basketball oder Kampfsport, sondern auch beim Fahrradfahren, Inlineskaten oder Skateboarden. Es gibt einfache Modelle zum Anpassen und individuell vom Zahnarzt gefertigte Schienen, die den besten Schutz bieten. Sprich deinen Zahnarzt darauf an!
  • Sonstige Maßnahmen:
  • Kieferorthopädie: Stark vorstehende obere Schneidezähne haben ein höheres Verletzungsrisiko. Eine kieferorthopädische Korrektur kann hier vorbeugen.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche: Gesunde Zähne sind stabiler. Der Zahnarzt kann auch frühzeitig auf Risikofaktoren hinweisen.
  • Sichere Spielumgebung: Schaff sichere Bereiche zum Spielen und Toben.
  • Aufsicht und Regeln: Beaufsichtige deine Kinder altersgerecht. Bring ihnen bei, nicht mit Gegenständen im Mund zu rennen.

Prävention ist also eine Kombination aus einer sicheren Umgebung, vorausschauender Aufsicht und dem Beheben individueller Risiken wie vorstehenden Zähnen.

Kind stürzt Zahn bricht ab

Dein Fahrplan bei einem Zahntrauma

Das war jetzt eine ganze Menge Information! Hier nochmal das Wichtigste in Kürzezusammengefasst:

  1. Ruhe bewahren & Kind beruhigen: Deine Ruhe gibt Sicherheit.
  2. Blutung stoppen & Kühlen: Mullbinde/Tuch zum Beißen, Kühlpack von außen.
  3. Zahn/Fragment suchen: Wichtig, wenn der Zahn abgebrochen oder ausgeschlagen ist.
  4. Anfassen: IMMER nur an der Krone (sichtbarer Teil), NIE an der Wurzel!
  5. NICHT reinigen: Auch wenn’s schmutzig ist!
  6. Richtig aufbewahren: Sofort feucht! Ideal: Zahnrettungsbox. Notfall-Alternativen (nur kurz!): Kalte H-Milch, Kochsalzlösung, eigener Speichel. Milchzähne NICHT wieder einsetzen!
  7. Schnellstmöglich zum Zahnarzt/Zahnklinik: Jede Minute zählt bei ausgeschlagenen bleibenden Zähnen! Aber auch sonst immer zur Abklärung!
  8. Langzeitkontrollen: Nach dem Unfall sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen wichtig!

Ich hoffe, dieser Leitfaden gibt euch die nötige Sicherheit für den Fall der Fälle. Was sind deine größten Bedenken, wenn du an einen Zahnunfall bei deinem Kind denkst?

  1. Uniklinikum Dresden. Zahnunfall? Erste Hilfe und Behandlung. https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institute/mkc/patienten-besucher/zahnunfall-erste-hilfe-und-behandlung (Abgerufen am 13.04.2025)
  2. Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden. Erste Hilfe bei Zahnunfällen. https://www.josephstift-dresden.de/stjosephstift/kliniken/kinder-und-jugendmedizin/ratgeber/erste-hilfe-bei-zahnunfaellen/ (Abgerufen am 13.04.2025)
  3. Dr. Scholl und Kollegen – Zahnärzte Ingolstadt. Zahnunfall: Zahn abgebrochen oder ausgeschlagen – Was tun? https://www.dr-scholl.de/ratgeber/zahnunfall-zahn-abgebrochen-oder-ausgeschlagen-was-tun/ (Abgerufen am 13.04.2025)
  4. Dr. Frank Exner Zahnarzt – Kinderzahnarzt München. Zahnunfall Kinder: Was tun wenn Zahn abgebrochen, rausgefallen? https://www.frank-exner.de/blog/zahnunfall-kinder/ (Abgerufen am 13.04.2025)
  5. Dr. Sommer & Kollegen – Kinderzahnarzt München. Zahnunfall bei Kindern: Zahn ausgeschlagen – das ist zu tun. https://www.kinderzahnarzt-muenchen.de/blog/zahnunfall-bei-kindern-zahn-ausgeschlagen-das-ist-zu-tun/ (Abgerufen am 13.04.2025)
  6. Kinderärzte im Netz. Unfallverhütung im Kleinkindalter.

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Julia Ronnenberg - Hebamme und Gründerin von Mammacita

Hebamme Julia Ronnenberg

Ich bin Julia Ronnenberg, seit über 15 Jahren Hebamme und die Autorin der Artikel auf Mammacita.de

Ich gebe dir Hilfestellung und stehe mit Rat bei allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Baby zur Seite.

Neben meinem Blog biete ich auch verschiedene Kurse rund um Schwangerschaft und Rückbildung an, von denen du viele kostenlos testen kannst.

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