Geborgenheit und die Bindung zwischen Mutter und Kind: beides ist enorm wichtig und wird durch häufiges Tragen begünstigt. Das rasch ansteigende Gewicht des heranwachsenden Kindes belastet jedoch besonders den Rücken der Mutter, vor allem, wenn nicht auf eine schonende Haltung geachtet wird. Auch alltägliche Aufgaben wie das Wickeln und zu Bett bringen nehmen den Rücken stark in Anspruch. Um Fehlhaltungen und Schmerzen zu vermeiden, können Dir die folgenden Tipps im Alltag helfen.
Rückenschmerzen – unter Müttern keine Seltenheit
Viele Mütter klagen über Schmerzen im Nacken, Kreuzbereich und dem Ischias, es ist also ein weit verbreitetes Phänomen. Bereits während der letzten Schwangerschaftsmonate wird der Rücken deutlich belastet. Hormone weichen das Gewebe im Bauchraum auf, besonders den Beckenbodenbereich. Dazu kommt das wachsende Gewicht des Kindes, welches verstärkt auf die Muskulatur und den vorderen Körperbereich drückt. Der Rücken muss all das ausgleichen – ohne starke Rückenmuskulatur kommt es da schnell zu Schmerzen.
Nach der Geburt geht es für Deinen Rücken weiter: das Kind wird überall mit hin getragen, gewickelt, gebadet, zu Bett gebracht, gekleidet und gestillt. Zusammen mit den vielen Aufgaben im Haushalt wird Deinem Rücken viel Kraft abverlangt, denn hier ist meist eine gebückte Haltung nötig.
Bei einer ungünstigen Haltung kommt es schließlich zu unangenehmen Verspannungen, die Arbeiten und die Pflege des Kindes fallen zunehmend schwerer. Durch Ausgleichshaltungen können Schmerzen dann auch an weiteren Stellen im Körper auftreten.
Diese Symptome lassen sich jedoch vermeiden, wenn Du auf eine korrekte und schonende Körperhaltung achtest und Deinen Rücken zwischendurch immer mal wieder entlastest.
Richtiges Heben und Tragen
Im Laufe der ersten Monate wirst Du Dein Kind viele Male am Tag aus dem Bett oder nach dem Spielen vom Boden aufheben. Viele Mütter machen den Fehler, sich mit dem Rücken herunterzubeugen oder sich dabei zusätzlich zu drehen, abhängig von der Lage des Babys. Besser ist es, wenn Du Dich zunächst möglichst nah am Baby positionierst. Wenn Du dann in die Knie gehst und Dein Kind aus der Hocke heraus anhebst, befindet sich dessen Gewicht so nah wie möglich an deinem Körper. Das schont dauerhaft Deinen Rücken, da dieser so weniger Kraft aufwenden muss. Umgekehrt gilt natürlich das gleiche, wenn Du Dein Kind zu Bett bringst.
Achte auch beim Tragen darauf, dass sich Dein Kind nah an Deinem Oberkörper befindet. Mit der sogenannten Flieger-Haltung beispielsweise kann es bäuchlings auf Deinem Unterarm liegen, während sein Köpfchen durch Deinen Ellenbogen gestützt wird. Dabei kannst Du das Kind am Oberschenkel oder im Schritt festhalten, sodass es nicht verrutscht.
Der Reitsitz eignet sich super für Babys, die den Kopf bereits alleine halten können. Dabei hältst Du Dein Kind seitlich an der Hüfte, wobei Du auf eine gerade Beckenhaltung achten und die Seite regelmäßig wechseln solltest.
Bei der Schulterhaltung hältst Du das Kind direkt an Deinen Oberkörper, während sein Köpfchen leicht über Deine Schulter blickt. Damit das Kleine nicht nach hinten kippt und euch beide belastet, halte seinen oberen Rücken mitsamt Kopf fest.
Wenn Du unterwegs bist und freie Arme und Hände brauchst, bieten sich Tragetücher an. Hier soll das Kind so im Tuch eingewickelt sein, dass es mit dem Gesicht zu Dir zeigt und eng an Deinem Körper liegt. Das Binden des Tuchs will jedoch gut geübt sein, denn auch hier können Fehler zu Rückenproblemen oder Fehlhaltungen des Kindes führen. Babytragen müssen dagegen nicht gewickelt werden, haben jedoch den Nachteil, dass keine Kopfstütze vorhanden ist.
Die angenehme Stillposition
Auch wenn es zunächst nicht so kompliziert scheint: auch beim Stillen kann es zu Fehlhaltungen kommen, die sich letztendlich negativ auf Dein Wohlbefinden und das Deines Kindes auswirken. Neben Rückenschmerzen können auch wunde Brustwarzen die Folge sein, wenn das Kind Schwierigkeiten hat, die Brustwarze zu erreichen. Zunächst einmal ist es gut, die Stillposition häufig zu wechseln, um einseitige Belastungen zu vermeiden. Daneben gibt es verschiedene Haltungen und Griffe:
Die angenehmste Stillposition ist wohl die im Liegen. Das funktioniert sowohl in Seiten- als auch in Rückenlage. Dabei solltest Du darauf achten, dass Dein Kind so nah wie möglich an Deinem Körper und Deiner Brustwarze liegt. In Rückenlage sollte Dein Oberkörper leicht erhöht sein und das Kind bäuchlings auf Dir liegen. Das ist auch für das Kind besonders angenehm: es kann die Brustwarze ganz einfach erfassen und fühlt sich durch den direkten Körperkontakt geborgen.
Im Sitzen bieten sich unterschiedliche Griffe zur Stabilisierung des Kindes an.
Der häufigste ist wohl der Wiegegriff: hierbei liegt das Kind dicht an Deinem Körper rücklings auf einem Arm, mit dem Kopf im Ellenbogen. Im Gegensatz dazu liegen beim Kreuzgriff die Beine des Kindes in Deinem Ellenbogen, während das Köpfchen in Deiner Hand ruht.
Der Rücken- bzw. Footballgriff ist besonders geeignet nach einem Kaiserschnitt, da das Kind dabei nicht auf der Narbe liegt. Mit einem Arm hältst Du das Kind an Schultern und Arm fest, während Dein Unterarm seinen Rücken stützt. Dabei liegt es mit seinem Bauch an Deiner Seite.
Auch der sogenannte Hoppe-Reiter-Sitz ist für Mutter und Kind gleichermaßen entspannend: hierbei sitzt Dein Kind aufrecht vor Deiner Brust, während Du seinen Rücken und Kopf von hinten stützt.
In allen Fällen musst Du darauf achten, dass Dein Kind ganz nah an Deinem Körper liegt. So kannst Du Deinen Rücken so gut es geht gerade halten. Auch hier gibt es ein wunderbares Hilfsmittel: das Stillkissen. Dieses unterstützt und erhöht das Kind beim Stillen von unten, wodurch es Dir ermöglicht wird, Deinen Rücken ohne Mühe gerade zu halten.
Für die Liegepositionen sind körpergroße Stillkissen erhältlich, in denen Du Dich mit dem Kind bequem einkuscheln kannst.
Die alltäglichen Aufgaben
Neben den oben genannten Situationen gibt es im Alltag zahlreiche weitere Aufgaben, in denen Du auf Deinen Rücken achten solltest. Sei es das Wickeln des Kindes, Geschirrspülen, Staubsaugen, Wäsche falten – das ständige Bücken ist der immer wiederkehrende belastende Faktor. Während manches auch im Sitzen erledigt werden kann, ist bei einigen Haushaltsarbeiten eine gebückte Haltung leider ziemlich unvermeidbar. In solchen Fällen ist es wichtig, Deinen Rücken regelmäßig durch ausgiebiges Strecken und leichte Übungen zu entspannen. So lockerst Du Deine Muskulatur, löst Verspannungen und tankst neue Kraft.
Aber auch bei den Spaziergängen, Einkäufen und Arztbesuchen mit dem Kinderwagen kannst Du Deinen Rücken schonen: achte beim Kauf darauf, dass der Griff des Kinderwagens entsprechend Deiner Körpergröße verstellbar ist.
Sofern es bei den verschiedenen Aktivitäten möglich ist, halte Deinen Rücken gerade und lass Deine Schultern nicht nach vorne sacken. Während dies bei einer schwachen Muskulatur als anstrengend empfunden wird, kann Dich ein gezieltes Training im Alltag stärken.
Sport als Ausgleich
Zur Regeneration Deines Körpers nach der Geburt bieten physiotherapeutische Praxen Gymnastik-Kurse zur Rückbildung an. Dein Beckenboden sowie die Bauchmuskulatur werden wieder gestärkt und auch andere Körperbereiche werden entlastet. Auch Rückengymnastik kann zuhause, oder auch unter fachlicher Anleitung in einem Kurs durchgeführt werden. Zu manchen Kursen kann das Baby mitgebracht werden. Zusätzlich wird Müttern häufig Yoga empfohlen, um die verschiedenen Muskelpartien wieder aufzubauen.