Die erste Schwangerschaft ist für jede Frau eine bewegende und unglaublich mitreißende Zeit. Die körperliche Veränderung zu erleben und das neue Leben unter dem Herz zu spüren ist mit Worten kaum zu beschreiben. Rückt der errechnete Geburtstermin (ET) näher, kreisen vielen Frauen unzählige Fragen rund um die Geburt durch den Kopf. Verständlich, denn die Geburt des eigenen Kindes ist ein prägendes und unplanbares Ereignis. Auf einige Themen rund um die Geburt bin ich auf meinem Blog bereits eingegangen. Heute möchte ich Dir erklären, was es mit dem Blasensprung auf sich hat und was Du dazu wissen solltest.
Was ist die Aufgabe der Fruchtblase?
Die Fruchtblase ist eine schützende Hülle, welche mit Fruchtwasser gefüllt ist, welches regelmäßig erneuert wird. Dein Baby schwimmt schwerelos darin. Vom ersten Tag an umgibt diese schützende, milchige Membran das Ungeborene und wächst stetig mit. Sie besteht aus zwei Häuten:
- die innere Haut gehört zum Baby und wird als Amnion bezeichnet.
- die äußere Haut gehört zur Mutter und wird als Chorion bezeichnet.
Beide Häute liegen übereinander und sind sehr reißfest. Sie setzen an der Plazenta, dem Mutterkuchen, an und bilden gemeinsam mit der Gebärmutter einen schützenden Raum für das Baby. Dort kann es sicher heranwachsen und ist vor Stößen von außen bestens geschützt. Die Fruchtblase schützt das Baby auch vor Keimen, die sich in der Scheide befinden. Das Fruchtwasser selbst ist keimfrei und geruchsneutral.
Was tun bei einem Blasensprung?
Gegen Ende der Schwangerschaft fragen sich werdende Mütter zunehmend, wie wohl die Geburt beginnen wird: mit Wehen oder mit einem Blasensprung? Gerade einmal 8 bis 10 % der Geburten beginnen tatsächlich mit einem Blasensprung. Der Rest der Geburten, beginnt mit steigender Wehentätigkeit. Hast Du einen Blasensprung, wird dieser wahrscheinlich nicht so spektakulär ablaufen, wie in vielen Hollywoodfilmen. Dort wird leider oftmals ein völlig verzerrtes Bild generiert. Es ist die absolute Ausnahme, dass die Fruchtblase im Supermarkt oder im Kino reißt und man wie ein bunter Hund angeschaut wird. Oftmals passiert es in der Nacht, wenn man nach einem Toilettengang wieder zurück ins Bett möchte. Und nein, es muss auch nicht in einem kompletten Schwall abgehen. Dazu erkläre ich Dir später natürlich noch etwas mehr.
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Woran erkenne ich einen Blasensprung?
Wenn eine enorme Menge klarer Flüssigkeit das Bein runter läuft, dann kannst Du ganz sicher davon ausgehen, dass es sich hierbei um einen Blasensprung handelt. Die Fruchtblase führt gegen Ende der Schwangerschaft zwischen ein Liter bis zu 1.5 Liter Fruchtwasser. Tritt viel Fruchtwasser aus, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass das Baby noch relativ weit oben liegt und es sich noch nicht so weit ins Becken abgesenkt hat.
Schwieriger wird es jedoch, wenn das Baby schon etwas tiefer im Beckeneingang liegt. Dann dichtet es in gewisser Weise den Beckenraum ab und das Fruchtwasser tritt meist nur tröpfchenweise heraus. Das verunsichert Frauen, denn es ist nicht klar ersichtlich, ob es nun zu einem Blasensprung gekommen ist oder nicht.
Merke: Ist das Baby noch über dem Beckeneingang, geht meist viel Fruchtwasser ab. Ist das Baby bereits im Becken, kommen meist nur Tropfen. Frag Deinen Gynäkologen oder die Hebamme bei der Vorsorge, wie tief das Baby bereits liegt.
Wie kann Fruchtwasser von Urin unterschieden werden?
Den Unterschied zwischen Urin und Fruchtwasser kannst Du einfach mit Hilfe eines ph-Stäbchen oder Indikatorpapier prüfen. Diese bekommst Du in der Apotheke. Ich empfehle “meinen Frauen” sich welche anzuschaffen und in der Handtasche dabei zu haben. Denn es ist eine einfache und recht sichere Methode zu prüfen, ob es sich um Urin oder Fruchtwasser handelt. Denn der ph Wert ist hier entscheidend.
- pH Wert Fruchtasser: 7, basisch
- ph Wert Urin: 6, leicht säuerlich
- pH Wert Vaginalsekret: 4,0 – 4,5, sauer
Hin und wieder drückt das Baby auf die Harnblase und es kann ungewollt zu Urinabgang kommen. Wenn Du Dir nicht sicher sein solltest, ob es sich um Urin oder Fruchtwasser handelt, kannst Du auch eine frische Binde verwenden. Lege diese ein und überprüfe Geruch, Farbe und Menge, die sich darin sammelt. Klares Vaginalsekret kann sich besonders nach längerem Liegen ansammeln. Es kann sehr flüssig sein. Eine Unterscheidung zu Fruchwasser ist hier am leichtesten mit dem Indikatorpapier.
Fruchtwasser ist klar und geruchsneutral und geht in der Regel läuft oder tropft in regelmäßigen Abständen immer mal wieder, Urin ist gelblich und hat den typischen Harnstoffgeruch.
Wie verhalte ich mich bei einem vorzeitigen Blasensprung?
Oberstes Gebot: Keine Panik! Ein Blasensprung ist am Ende der Schwangerschaft eine ganz normale Sache. Wie du dich in dieser Situation verhalten solltest, hängt von drei wichtigen Faktoren ab:
1. Erscheinungsbild des Fruchtwassers
2. die Schwangerschaftswoche
3. die Lage des Kindes
Nach einem Blasensprung hast Du bis zu 6 Stunden Zeit, wenn..
Solang Du in oder über der 36. Schwangerschaftswoche bist, bewegt sich alles in einem natürlichen und normalen Rahmen. Wenn folgende Kriterien erfüllt sind hast Du bis zu 6 Stunden Zeit, Dich mit dem eigenen Auto oder per Taxi in eine Klinik zu begeben oder Deine Hebamme zu informieren, wenn Du eine Hausgeburt in Erwägung gezogen hast. Wichtig sind folgende Merkmale:
- 36. Schwangerschaftswoche ist erreicht
- Baby liegt bereits in Schädellage
- das Fruchtwasser ist klar und geruchsneutral
- Kindsbewegungen sind normal
Hast Du mitten in der Nacht einen Blasensprung und noch keine regelmäßigen Wehen, passiert in der Klinik meist nicht sehr viel. Die Hebamme wird überprüfen ob Du wirlich einen Blasensprung hattest und zur Überwachung ein CTG schreiben. Hier wird nicht nur der Herzschlag des Kindes überwacht, sondern Deine Wehentätigkeit erfasst. Hast Du noch keine oder nur leichte Wehen, wirst Du wahrscheinlich ein Zimmer auf der Station bekommen, um dort noch etwas schlafen zu können.
Das kann man meistens im eigenen Bett am besten. Daher, empfehle ich Dir wieder schafen zu gehen und Kraft für den kommenden Tag zu schöpfen und am Morgen in die Klinik zu gehen. Denn eins steht fest: es dauert nicht mehr lang bis Dein Baby sich auf den Weg macht.
Selbstverständlich kannst Du immer in die Klinik fahren, wenn Du das Gefühl hast medizinische Unterstützung zu brauchen.
Nach einem Blasensprung solltest Du umgehend in die Klinik, wenn…
- das Fruchtwasser ist grün bis bräunlich gefärbt und/oder hat einen unangenehmen Geruch
- die 36.SSW ist noch nicht erreicht (Liegendtransport mit Krankenwagen)
- das Baby ist in Querlage oder Beckenendlage (Liegendtransport mit Krankenwagen)
Warum ist das Fruchtwasser grün?
Das gefärbte Fruchtwasser ist ein Anzeichen dafür, dass das Baby Stuhlgang (Mekonium) hatte. Mekonium im Fruchtwasser wird oftmals durch Stress ausgelöst und sollte auf jeden Fall medizinisch abgeklärt werden. Mitunter kann es harmlos sein. Manchmal hat das Ungeborene einfach nur seine Nabelschnur gedrückt. Allerdings ist es auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Funktion der Plazenta nicht mehr optimal ist. Das kann jedoch wirklich nur in einer Klinik überprüft und festgestellt werden. Versuche dennoch ruhig zu bleiben. Das Ausschütten von übermäßig vielen Stresshormonen ist nicht gut für Dein Baby.
Wann ist ein Liegentransport mit dem Krankenwagen notwendig?
Ein Liegendtransport ist erforderlich, wenn ein vorzeitiger Blasensprung ( PROM → premature rupture of membranes) Wochen vor dem eigentlichen Entbindungstermin passiert oder sich das Baby in der Beckenendlage, beziehungsweise Querlage befindet. Hier kann es zu einem Nabelschnurvorfall kommen. Das tritt zwar sehr selten auf (0,14 – 0,62 Prozent aller Fälle), kann allerdings schwerwiegende Folgen haben. Bei einem Nabelschnurvorfall rutscht die Nabelschnur vor das Kind und wird abgeklemmt. Die Sauerstoffversorgung für das Baby wird so unterbrochen.
Merke: Bei einem vorzeitigen Blasensprung vor der 36. Schwangerschaftswoche oder wenn das Baby in Beckenendlage oder Querlage liegt, unmittelbar das Becken hochlagern mit Hilfe von einem Kissen oder in die Knie-Ellenbogenlage gehen und einen Krankenwagen rufen.
Das solltest Du nach einem Blasensprung vermeiden
- Geschlechtsverkehr: wahrscheinlich steht Dir eh nicht der Sinn danach. Trotzdem möchte ich es erwähnen. Da durch den Blasensprung die schützende Hülle der Fruchtblase nicht mehr gegeben ist, solltest Du keinen Sex mehr haben.
- Wannenbad: Solltest Du noch keine regelmäßigen Wehen haben, solltest Du ein Bad in der Badewanne ebenfalls unterlassen, da Keime über das Badewasser durch die Scheide zu Deinem Baby aufsteigen könnten.
Geht die Geburt jetzt los?
Findet ein Blasensprung um den errechneten Geburtstermin statt, kannst Du davon ausgehen, dass innerhalb der nächsten 48 Stunden Dein Kind das Licht der Welt erblickt. Es ist also absehbar, wann die Geburt richtig in Gange kommt. 60 % aller Frauen entwickeln innerhalb von 24 Stunden nach dem Blasensprung muttermundswirksame Wehen, also Wehen, die den Muttermund öffnen. Es ist also nicht verwunderlich, wenn Du nicht sofort nach dem Blasensprung Wehen verspürst.
Wenn Du allerdings innerhalb von 24 Stunden keine eigenen Wehen entwickelst, wird die Geburt in der Regel künstlich eingeleitet. Das dient schlicht weg dazu, das Infektionsrisiko für Dich und das Baby so gering wie nur möglich zu halten. Laut offiziellen Empfehlungen wird die Geburt nach 24 Stunden eingeleitet. Nicht selten wird im Vorfeld vorsorglich Antibiotika verabreicht, um das Risiko für eine Neugeboreneninfektion oder Infektion der Mutter zu reduzieren. Meistens wird das Blut auch regelmäßig auf Entzündungswerte kontrolliert und die Körpertemperatur überwacht.
Wenn der Blasensprung vor der 34. Schwangerschaftswoche war, werden noch andere Maßnahmen ergriffen um die Geburt noch etwas herauszuzögern. Darauf möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht eigehen.
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Ist der Blasensprung für das Baby gefährlich?
Um den errechneten Termin herum ist ein Blasensprung ein ganz normales Vorkommen und nicht gefährlich. Oftmals werde ich gefragt, ob das Baby nach einem Blasensprung auf dem Trockenen liegt. Diese Sorge ist vollkommen unbegründet, denn die Plazenta produziert weiterhin Fruchtwasser. Innerhalb von drei Stunden wird das Wasser einmal komplett erneuert.
In sehr seltenen Fällen und unter bestimmten Bedingungen kann nach einem Blasensprung ein Nabelschnurvorfall passieren, wie ich es Dir bereits beschrieben habe. Das passiert jedoch nur, wenn das Baby in der Querlage beziehungsweise Beckenendlage liegt oder wenn der Blasensprung weit vor dem errechneten Termin passiert.
Ein vorzeitiger Blasensprung führt in sehr seltenen Fällen (man spricht hier von höchstens 1%), zu schweren Infektionen bei Mutter und Kind. Deshalb leitet man nach spätestens 24 Stunden die Geburt künstlich ein.
Wann passiert der Blasensprung während der Geburt?
Die Geburt verläuft in verschiedene Phasen. Dazu habe ich dich bereits in einem umfangreichen Artikel ausgiebig informiert. Ein Blasensprung findet unter der Geburt meist zum Ende der Eröffnungsphase statt. Das ist die Phase, in der der Muttermund sich allmählich öffnet.
Wenn die Fruchtblase sich nicht von alleine öffnet, kann sie mitunter die Eröffnung des Muttermundes verlangsamen. Das liegt einfach daran, dass die Fruchtblase weniger Druck auf den Muttermund ausübt, als der Kopf des Kindes. In Folge dessen öffnet sich dann natürlich der Muttermund nur sehr langsam und die Geburt zieht sich in die Länge.
Einige Geburtshelfer entscheiden sich in dieser Situation zu einer Blasensprengung. Keine Angst, das klingt nur schlimm, ist es aber wirklich nicht. Hierfür wird einfach über den Zeigefinger ein Überzieher (wie ein Handschuh für den Finger) mit einem kleinen Häkchen gestülpt. Anschließend wird damit die Fruchtblase eröffnet. Mach dir keine Sorgen. Das ist vollkommen schmerzfrei für dich und natürlich auch für dein Baby. Es gab Zeiten, da wurden Geburten mit Hilfe der künstlichen Blasensprengung eingeleitet. Heute macht man das nicht mehr, da das Risiko für Infektionen zu hoch ist. Erst wenn die Geburt begonnen hat, es Wehen gibt und der Muttermund sich langsam öffnet, greifen Geburtshelfer manchmal auf diese Methode zurück.
Frauen verspüren unverzüglich nach der Eröffnung der Fruchtblase einen zunehmenden Druck auf den Muttermund. Denn jetzt drückt das Köpfchen und nicht mehr die Fruchtblase, welches sich nach unten schiebt auf den Muttermund und übt somit mehr Druck aus.
In ganz seltenen Fällen werden Babys mit intakter Fruchtblase geboren. Dies nennt man in Fachkreisen Glückshaube. Die Blase wird dann erst nach der Geburt des Babys geöffnet.