Wenn wir an den Beckenboden denken, denken wir meist an Inkontinenz und Organsenkung. Heute wird der Beckenboden mehr denn je thematisiert, daher wissen immer mehr junge Frauen von dieser fächerartigen Muskelplatte und ihren Funktionen.
Der Beckenboden als Liebesmuskel
Allerdings wird der Beckenboden häufig im gesundheitlichen Kontext genannt. Was ja auch richtig und wichtig ist, aber häufig wird vergessen aber, dass der Beckenboden ein Sexualorgan ist und für uns Frauen eine elementare Bedeutung beim Sex hat. Wird der Beckenboden gut trainiert, wird er besser durchblutet, was das sexuelle Empfinden und die Orgasmusfähigkeit steigern kann.
Hochkomplexe Vorgänge bei sexueller Erregung
Was im weiblichen Körper bei sexueller Erregung stattfindet, ist hochkomplex! Durch die Schwellkörpermuskeln des Beckenbodens schwellen die Schamlippen an und verändern ihre Farbe, außerdem verengt sich der Scheideneingang. Diese Verengung führt dazu, dass sich die Scheide wie eine Manschette um den Penis legt und die Rezeptoren am Scheideneingang stärker stimuliert werden. Die Klitoris, im unerregten Zustand so klein wie eine Perle, ist von Blutgefäßen und etlichen 1000 Nervenzellen durchzogen. Sie besitzt Schwellkörper, die paarig angelegt sind und in den Beckenboden eingebettet sind. Die Schwellkörpermuskeln des Beckenbodens pumpen Blut in die Schwellkörper der Klitoris, die dadurch anschwillt, sich aufrichtet und noch empfindlicher wird als sie eh schon ist. Beim Orgasmus reagiert der Beckenboden durch rhythmisches Zusammenziehen der Muskeln. Diese Kontraktionen werden leichter bei einem trainierten Beckenboden ausgelöst.
Sex ist Beckenbodentraining
Andersherum profitiert auch der Beckenboden von Geschlechtsverkehr, da er dabei gut durchblutet wird, aber sich auch reflexartig kontrahiert. Viele Frauen spannen den Beckenboden auch bewusst an, um das Empfinden beim Partner zu steigern. Sex ist irgendwie auch Beckenbodentraining!
Gibt es auch zu viel Beckenbodentraining?
Immer wieder gibt es Frauen, die berichten, dass sie Schmerzen beim Sex hätten und es sich so anfühle, als ob sie zu eng wären. Dieses Problem nennen Mediziner Vaginismus. Das Problem wird durch eine dauerhaft angespannte Beckenbodenmuskulatur ausgelöst. Die Ursachen dafür können vielfältig, aber auch durch ein zu viel an Beckenbodentraining erworben werden. Lernt der Beckenboden sich nur anzuspannen, aber nicht zu entspannen, kann der “Scheidenkrampf” ein unerwünschter Nebeneffekt sein. Daher sollte man neben der Muskelanspnnung auch das bewusste Lösen des Beckenbodens üben.
Jede Frau ist anders
Wie das sexuelle Empfinden einer Frau ist und ob sie beim Sex regelmäßig zum Orgasmus kommt, hängt noch von vielen anderen, auch mentalen Faktoren ab. Jede Frau, jeder Körper ist einzigartig und man muss für sich selber herausfinden, was das Richtige ist. Z.B. welche Art der Berührung man mag, welche Rahmenbedingungen wichtig sind um sich fallen lassen zu können etc. Aber ein trainierter, gut durchbluteter Beckenboden leistet auf körperlicher Ebene seinen positiven Beitrag. Vielleicht ist der Gedanke an sexuelle Erfüllung auch die schönere Motivation für Beckenbodentraining als an eine “undichte Blase” zu denken. Wahrscheinlich motiviert es auch diejenigen, die aktuell nicht unter einem schwachen Beckenboden leiden.