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Von der Schwangerschaft zur Rückbildung: Die Rolle der Mutterbänder

Mutterbänder

Während der Schwangerschaft verändert sich dein Körper auf beeindruckende Weise, um Platz für dein wachsendes Baby zu schaffen. Eine dieser Veränderungen betrifft die Mutterbänder. Vielleicht hast du hin und wieder ein Ziehen bis in die Leisten gehabt? Keine Sorge, das ist ganz normal und kann mit den Mutterbändern zusammenhängen!

In diesem Beitrag erkläre ich dir, was man unter Mutterbändern versteht, welche Funktion sie haben und welche Rolle sie beim Wiedereinstieg in den Sport nach der Geburt haben. 

Was sind Mutterbänder und wo befinden sie sich?

Mutterbänder sind starke Bindegewebsstränge. Sie verlaufen von beiden Seiten der Gebärmutter bis zum Schambein und sorgen dafür, dass dein Uterus stabil und aufrecht bleibt, egal wie du dich bewegst. Gemeinsam mit dem Beckenboden halten sie deine Gebärmutter in ihrer Position.

Gebärmutterwachstum Schwangerschaft

Anatomie der Mutterbänder

Es gibt zwei Haupttypen von Mutterbändern:

  • Das breite Mutterband (Ligamentum latum uteri) ist eine breite, flügelartige Struktur, die die Gebärmutter seitlich mit der Beckenwand verbindet. Blutgefäße und Nerven im breiten Mutterband versorgen zudem deine Gebärmutter.
  • Das runde Mutterband (Ligamentum teres uteri) verläuft von der oberen Gebärmutter durch den Leistenkanal bis zu den großen Schamlippen. Es ist dünner und sorgt für zusätzliche Stabilität, insbesondere während der Schwangerschaft.

Für medizinisch interssierte: Weitere wichtige Bänder im Bandapparat deiner Gebärmutter sind das Ligamentum cardinale (Kardinalband), das die Gebärmutter seitlich fixiert, sowie das Ligamentum sacrouterinum (Sakrouterinband) und das Ligamentum rectouterinum (Rektouterinband), die für die dorsale Befestigung sorgen. Das Ligamentum vesicouterinum (Vesikouterinband) verbindet deine Gebärmutter mit der Blase. 

All diese Strukturen sind in das Parametrium eingebettet, ein Bindegewebsnetz, das die gesamte Gebärmutter umgibt und ihre flexible Anpassung an Veränderungen im Beckenraum ermöglicht. Zusammen mit der Beckenbodenmuskulatur, insbesondere dem Musculus levator ani, bildet der Bandapparat deiner Gebärmutter ein ausgeklügeltes Halte- und Stützsystem für die Gebärmutter und andere Beckenorgane.

Merke: In der Schwangerschaft werden die Mutterbänder besonders beansprucht, denn die Gebärmutter nimmt das 20-fache seiner Größe an und dehnt die Bänder um das 4-fache ihrer normalen Länge.

Bauchwachstum Schwangerschaft

Die Funktion der Mutterbänder

Deine Mutterbänder erfüllen mehrere wichtige Aufgaben:

  • Stabilisierung: Sie halten die Gebärmutter in einer leicht nach vorne geneigten Position, was als Anteflexion bezeichnet wird. Diese Position ist optimal für die Funktion der Gebärmutter und die Unterstützung des heranwachsenden Babys.
  • Flexibilität: Die Mutterbänder ermöglichen es der Gebärmutter, sich an Veränderungen im Beckenraum anzupassen, insbesondere während der Schwangerschaft, wenn das Baby wächst und die Gebärmutter an Größe zunimmt.
  • Schutz: Sie bieten Schutz für die Gebärmutter und das heranwachsende Baby während der Schwangerschaft, indem sie Stöße und Bewegungen abfedern.

Deine Mutterbänder in der Schwangerschaft

Während deiner Schwangerschaft werden deine Mutterbänder stark beansprucht. Schon in der Frühschwangerschaft beginnen sie sich zu dehnen, da deine Gebärmutter wächst.

Wann fangen die Mutterbänder an zu ziehen?

Viele Frauen spüren ein Ziehen in den Mutterbändern bereits ab der 8. Schwangerschaftswoche. Besonders intensiv wird es oft zwischen der 17. und 24. Woche, wenn dein Baby einen Wachstumsschub macht. Dieses Ziehen wird häufig als Ziehen im Unterleib oder Ziehen im Bauch beschrieben und ist ein normales Zeichen der Anpassung deines Körpers an die Schwangerschaft.

Wichtig: bist Du Dir unsicher oder kommt ein Hartwerden des Bauches dazu, nimm vorsichtshalber Kontakt zu deinem Gynäkologen oder Deiner Hebamme auf, um eine vorzeitige Wehentätigkeit auszuschließen.

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Wie fühlt sich das Ziehen an?

Das Ziehen in den Mutterbändern kann sich auf verschiedene Weisen bemerkbar machen. Viele Frauen empfinden es als leichte Menstruationsschmerzen, die sich durch ein dumpfes, drückendes Gefühl im Unterbauch äußern. Gelegentlich kann es auch zu einem stechenden Schmerz kommen, der plötzlich und scharf auftritt und oft durch Bewegung ausgelöst wird. Häufig strahlen die Schmerzen in die Leiste aus, da die runden Mutterbänder durch den Leistenkanal verlaufen und es dadurch durch die Mutterbändern zu Leistenschmerzen kommen kann. Manchmal können diese Beschwerden auch in den unteren Rücken, ins Kreuzbein ausstrahlen, was zusätzliche Unannehmlichkeiten verursachen kann.

Ist das Ziehen in der Mutterbändern ein gutes Zeichen?

Das Ziehen in den Mutterbändern ist ein natürlicher Teil der Schwangerschaft und zeigt, dass sich dein Körper an die neuen Umstände anpasst. Es ist vielleicht etwas lästig, aber in der Regel ein Zeichen dafür, dass deine Gebärmutter wächst und sich auf das Baby vorbereitet.

Was tun bei Schmerzen in den Mutterbändern?

Wenn deine Mutterbänder schmerzen, kannst du folgende Maßnahmen ergreifen, um deine Beschwerden zu lindern. Das gilt auch, wenn deine Mutterbänder einseitig schmerzen:

  • Ruhe: Gönne dir Pausen und vermeide übermäßige Anstrengung. Ruhe hilft deinem Körper, sich zu entspannen und die Belastung der Mutterbänder zu reduzieren.
  • Wärme: Ein warmes Bad oder eine Wärmflasche können die Schmerzen lindern. Wärme fördert die Durchblutung und hilft, Verspannungen zu lösen.
  • Positionswechsel: Umkehrpositionen, wie die Beckenbrücke, können bei ziehenden Schmerzen in der Leistengegend helfen. Bei Schmerzen im Kreuzbein hift besonders der Vierfüßlerstand oder eine mit dem Oberkörper nach vorne geneigte Position.
  • Stützgurt für Schwangere: Ein Schwangerschaftsgürtel kann den Bauch entlasten, indem er die Gebärmutter stützt.
  • Massage: Eine sanfte Massage des unteren Rückens und der Hüften kann helfen, Spannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern.
Hilfe bei Mutterbandschmerzen

Rückenschmerzen bei der Geburt – die Bänder der Gebärmutter sind schuld

Während der Geburt berichten viele Frauen von Schmerzen im unteren Rücken, insbesondere im Bereich des Kreuzbeins. Diese Rückenschmerzen hängen oft mit dem sogenannten Sakrouterinband, zusammen, welches von der Gebärmutter bis zum Kreuzbein verläuft. Bei jeder Wehe zieht sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammen, was dazu führt, dass nicht nur Druck nach unten, sondern auch Zug nach hinten ausgeübt wird, was erklärt, warum viele Frauen das Gefühl haben, als würde das Baby „zum Rücken hinaus geboren“ werden.

Hebammentipp: Um Rückenschmerzen bei der Geburt zu lindern, ist der Vierfüßlerstand eine berwährte Position. In dieser Position wird der Zug auf das Band reduziert, da die Schwerkraft anders wirkt und der Druck auf das Kreuzbein nimmt ab. Zusätzlich kann eine “Kreuzbeinmassage” während der Wehen wahre Wunder wirken. Dabei reicht es aus, wenn der Partner während der Wehe mit der flachen Hand fest Druck auf das Kreuzbein ausübt. Dieser Gegendruck wird oft als sehr wohltuend empfunden.

Rückenschmerzen bei Geburt

Deine Mutterbänder und der gesamte Bandapparat nach der Geburt

Du kannst Dir vorstellen, dass angesichts der heftigen körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft, die Rückbildung ein Prozess ist, der nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist. Wir rechnen grob, dass die gesamte Rückbildung, so lange benötigt wie die Schwangerschaft selber gedauert hat.

Deine Gebärmutter bildet sich innerhalb der ersten 10 Tage wieder in ihre Ursprungsgröße (Birnengröße) zurück. Der gesamte Bandapparat deiner Gebärmutter, einschließlich der Mutterbänder, braucht aber wesentlich mehr Zeit, um sich zurückzubilden. Und es geht dabei nicht nur um die ursprüngliche Länge der Bänder, sondern auch um ihre Festigkeit.

Merke: Während der Stillzeit sind Deine Körpergewebe hormonell bedingt noch aufgelockert. Das hat unter anderem auch Einfluss auf die Mutterbänder und die übrigen Ligamente deiner Beckenorgane. Sie können ihre Funktionen evtl. nur eingeschränkt erfüllen.

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Die Bedeutung der Rückbildung

Während der Geburt musste sich der Beckenboden sehr stark dehnen. Daher muss sich nicht nur der gesamte Bandapparat der Gebärmutter zurückbilden, sondern auch der Beckenboden. Neben den körpereigenen Rückbildungsprozessen, sind ein angepasstes Verhalten im Alltag und ein gezieltes Rückbildungstraining wichtig, um den Körper nach der Geburt zu kräftigen und die Funktionen des Beckenbodens wiederherzustellen. Rückbildungsgymnastik hilft, alle Muskeln, die sich in der Schwangerschaft verändert haben zu stärken und Folgeproblemen wie Inkontinenz oder einer Organsenkung vorzubeugen.

Gut zu wissen: Der Beckenboden besteht aus drei unterschiedlichen Muskelschichten, die fächerartig übereinanderliegen. Sie bilden den muskulären Abschluss des Beckens und verhindern, dass die inneren Organe, einschließlich der Gebärmutter, nach unten absinken. Die Bänder der Gebärmutter sorgen hingegen dafür, dass die Gebärmutter weder zur Seite, noch nach vorne oder hinten kippt.

Vierfüßlerstand Hilfe bei Schmerzen der Mutterbänder

Warum solltest du mit High-Impact-Sport nach der Geburt warten?

Du hast bereits gelernt, dass die Bänder der Gebärmutter Monate benötigen, um wieder ihre ursprüngliche Länge einzunehmen. Zudem sind die Bänder durch die Schwangerschaft und Stillzeit noch aufgelockert. Dieses Wissen ist essentiell um zu verstehen, warum man postpartal mindestens vier bis sechs Monate mit intensivem Sport wie Springen oder Joggen nach der Geburt warten sollte. Der Bandapparat aus Bindegewebe muss ich erst wieder vollständig zurückbilden, ansonsten kann eine zu frühe Belastung dazu führen, dass der Bandapparat mit deinen Mutterbändern ausleiert und seine Stützfunktion nicht optimal erfüllen kann.

Die Folge kann eine Gebärmuttersenkung oder Blasensenkung sein. Die Organe werden nicht mehr in der korrekten Position gehalten und sinken nach unten ab.

Mein Tipp: Ich empfehle Dich 4-6 Monate mit Joggen und anderen High Impact Sportarten zu warten. Du kannst bist dahin deinen Körper mit weniger belastenderen Übungen und Sportarten gezielt auf die Belastung vorbereiten.

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Tipps für eine gesunde Rückbildung

Wenn du deinen Bandapparat nach der Geburt deines Babys optimal unterstützen möchtest, können die folgende Tipps helfen:

  • Gib dir Zeit: Dein Körper braucht mindestens 6-9 Monate zur vollständigen Rückbildung. Sei geduldig und überfordere dich nicht.
  • Rückbildungsgymnastik: Nimm an einem Rückbildungskurs teil oder mache regelmäßig Rückbildungsübungen zu Hause, die darauf ausgelegt sind, den Beckenboden zu stärken.
  • Sanfter Einstieg: Beginne mit leichten Übungen und steigere langsam die Intensität. Höre auf deinen Körper und passe das Training an deine individuellen Bedürfnisse an.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Achte nicht nur auf den Beckenboden, sondern auch auf deine Bauchmuskulatur. Eine starke Rumpfmuskulatur unterstützt die Stabilität des gesamten Körpers.
  • Ernährung: Eine ausgewogene, proteinreiche Ernährung unterstützt die Regeneration des Bindegewebes.
  • Erholungsphasen: Gönne deinem Körper zwischendurch Ruhe. Ein Kissen unter dem Becken kann den Beckenboden und die Bänder der Beckenorgane entlasten.

Mögliche Folgen einer vernachlässigten Rückbildung

Eine unzureichende Rückbildung des Bandapparats inklusive der Mutterbänder kann verschiedene Folgen nach sich ziehen. Wenn dein Bandapparat geschwächt ist, besteht die Gefahr einer Organsenkung, bei der Beckenorgane wie Blase, Gebärmutter oder Darm absinken können. Dies führt oft zu einem unangenehmen Druckgefühl im Beckenbereich oder der Vagina und kann weitere Beschwerden oder Sympthome eines Beckenbodenschwäche verursachen. 

Auch Inkontinenz ist eine mögliche Konsequenz, da eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur Probleme beim Halten von Urin oder Stuhl hervorrufen kann – ein häufiges Phänomen nach der Geburt, das sich jedoch durch gezielte Übungen verbessern lässt. 

Lies HIER mehr über Übungen für’s Beckenbodentraining.

Bandapparat der Beckorgane

Wann solltest du ärztlichen Rat einholen?

Obwohl Ziehen und leichte Schmerzen in den Mutterbändern normal sind, gibt es Situationen, in denen ich dir empfehle, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen:

  • Wenn du starke, anhaltende Schmerzen hast, die nicht nachlassen, ist es wichtig, medizinischen Rat einzuholen.
  • Wenn du eine Blutung hast, solltest du die Ursache sofort ärztlich abklären lassen. 
  • Bei Fieber oder anderen Krankheitssymptomen ist ein Arztbesuch ebenfalls zu empfehlen, weil solche Symptome auf eine Infektion de Gebärmutter hinweisen kann.
  • Kommt in der Schwangerschaft ein Hartwerden des Bauches dazu, könnte das auf vorzeitige Wehen hinweisen.

Schenk dir und deinem Körper Aufmerksamkeit 

Deine Mutterbänder und der gesamte Bandapparat deiner Gebärmutter leisten nicht nur während der Schwangerschaft Großartiges, sondern auch darüber hinaus. Daher solltest du ihnen die Aufmerksamkeit und Pflege schenken, die sie verdienen. Mit der richtigen Fürsorge und Geduld wirst du dich nach der Geburt deines Babys bald wieder stark und vital fühlen.

Denk immer daran: Jede Schwangerschaft und jeder Körper ist einzigartig. Höre auf dein Gefühl und scheue dich nicht, bei Fragen oder Unsicherheiten professionellen Rat einzuholen. Du und dein Baby, ihr seid es wert! 

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  • Hebamme Julia Ronnenberg

    Ich bin Julia Ronnenberg, seit über 15 Jahren Hebamme und die Autorin der Artikel auf Mammacita.de

    Ich gebe dir Hilfestellung und stehe mit Rat bei allen Themen rund um Schwangerschaft, Geburt und Leben mit Baby zur Seite.

    Neben meinem Blog biete ich auch verschiedene Kurse an wie einen Geburtsvorbereitungskurs, einen Rückbildungskurs online und einen Kurs zum Wiedereinstieg in den Sport nach der Schwangerschaft an.

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