Wenn Du schwanger bist, wirst Du Dich mit Sicherheit schon auf Dein Baby freuen. Aber vielleicht beschäftigt Dich auch schon ein wenig die Geburt und Du machst Dir Gedanken wo und wie Du Dein Baby zur Welt bringen möchtest. Wie die Geburt sich für Dich anfühlen wird ist natürlich vorher kaum zu beantworten, denn man kann schlecht planen wie sich die Wehen anfühlen werden, wie häufig sie kommen und ob Du gut oder weniger gut mit ihnen arbeiten kannst.
Auch wenn sich vieles vorher nicht planen lässt, macht es Sinn, sich als Geburtsvorbereitung ein wenig mit dem Geburtsprozess und mit den verschiedenen Geburtspositionen auseinanderzusetzen und diese auch auszuprobieren. Ob Du deine Lieblingsposition dann auch während der Geburt wählst, ist erst einmal nicht entscheidend.
Welche Positionen es gibt, wann welche sinnvoll ist und was für Vor- und Nachteile es gibt, werde ich Dir in diesem Artikel erklären.
Die Geburt in der Rücken- oder Seitenlage
Diese Position gilt in den Industrieländern als die häufigste Geburtsposition. Schuld ist vermutlich König Louis XIV aus Frankreich, der Vater von rund 22 Kindern war und seinen Frauen bei der Geburt gerne zusah. Doch die eingeschränkte Sicht am Geburtsstuhl frustrierte den König, weshalb er die liegende Position förderte. Das Volk ließ sich wahrscheinlich von den Vorlieben ihres Königs beeinflussen, weshalb sich die liegende Position schnell verbreitet. Die liegende Position hat es auch nach Deutschland geschafft, wo sie nach wie vor die gängige Position ist.
Die meisten Kreißsäle sind in Deutschland immer noch auf diese Position ausgelegt. Dabei liegst Du mit leicht erhöhtem Oberkörper auf einem Gebärbett auf dem Rücken. Die Beine werden von den Frauen in der letzten Phase der Geburt, der sogenannten Austreibungsphase, angezogen, wobei die gebärenden Frauen meist in ihre Kniekehlen greifen, um das Becken so weit wie möglich zu machen.
Üblich ist auch die Seitenlage. Diese wird häufig bei einer PDA verwendet, da Du dann nicht mehr so mobil bist. Wenn Du diese Position in der Eröffungsphase wählst, lege ein Kissen, oder Stillkissen zwischen die Beine, damit sich die Beckenmuskulatur entspannen kann. Wenn Du Dein Baby in der Seitenlage zur Welt bringst, ziehst Du das obere Bein zu Dir heran.
Die liegenden Positionen schneiden im Vergleich zu den aufrechten Geburtspositionen nicht so gut ab. Sie hat überwiegend Vorteile für uns Geburtshelfer. Wir haben einen sehr guten Überblick über den Verlauf der Geburt haben. Sollte es zu Komplikationen kommen, sehen wir dies bereits sehr früh und können dadurch auch sehr schnell reagieren. Und auch unser Rücken wird dabei enorm geschont.
Für die Frauen bieten die liegenden Positionen gute Entspannung zwischen den Wehen. Besonders die Seitenlage kann zur Entspannung und zur Entlastung des Beckens gut sein. Besonders bei langen Geburten ist es wichtig, dass man eine gute Mischung zwischen stehenden und liegenden Positionen findet, um die Beine nicht zu sehr zu belasten. Dafür sind liegende Positionen gut geeignet.
Die Nachteile überwiegen leider bei der Position in Rückenlage. Viele Frauen fühlen sich ausgeliefert, da sie wie ein Käfer in Rückenlage liegen. Außerdem wird die Geburt in Rückenlage häufig als schwieriger und schmerzhafter empfunden. Die Schwerkraft kann während der Wehen nicht genutzt werden und manchmal wird das Baby nicht optimal mit Sauerstoff versorgt, da das Gewicht der Gebärmutter auf die untere Hohlvene drückt. Denn der Gebärmutterhals öffnet sich langsamer im Liegen. Die Frauen müssen daher stärker pressen als in einer aufrechten Geburtsposition. Das Baby muss während der Geburt am Steißbein der Mutter vorbei, welches nach innen ragt. In der Rückenlage muss es daher nach oben geboren werden. Auch der Damm wird stärker belastet, warum es in dieser Position häufiger zu Dammverletzungen kommt. Es leuchtet also nicht wirklich ein, warum die Rückenlage nach wie vor die Top 1 Position in deutschen Kreißsälen ist.
Die Seitenlage hat eher einen positiven Effekt. Dammverletzungen treten in der Seitenlage seltener auf.
Die stehenden Geburtspositionen
Vor allem zu Beginn von Entbindungen wird oft eine stehende Position empfohlen. Dafür gibt es in sehr vielen Kreißsälen unterschiedliche Hilfsmittel wie zum Beispiel Bänder, Seile oder sogar Sprossenwände. Du kannst Dich breitbeinig hinstellen und an der Wand festhalten, während Deine Fersen fest am Boden stehen. Einige Frauen hängen sich an den Körper des Partners, was allerdings für die Geburtspartner körperlich sehr belastend sein kann. Auch in die Seile kannst Du Dich hängen oder Dich an einer Fensterbank usw. abstützen.
Beim Stehen machst Du Dir die Schwerkraft zunutze. Die kann in der Eröffnungsphase, aber auch in der “Pressphase” sehr hilfreich sein. Das Ungeborene übt so mit seinem Köpfchen mehr Druck auf den Muttermund aus, der dadurch schneller eröffnet. Und auch in der “Pressphase”, der sogenannten Austreibungsphase kann Dir die Erdanziehung dabei helfen ein besseres Pressen nach unten erreichen. Die Schwerkraft beschleunigt im Allgemeinen eine Geburt.
Für viele Frauen sind die Wehen im Stehen effektiver und meist auch einfacher zu ertragen. Im Stehen kannst Du dein Becken kreisen, schaukeln und wiegen, um mehr Raum im Becken für Dein Baby zu schaffen. Wichtig ist mit den Füßen einen guten Kontakt zum Boden zu haben und die Knie leicht zu beugen, denn so kann sich der Beckenboden sehr gut entspannen. Und nicht nur das! Durch die körperliche Aktivität wird auch dein Baby besser mit Sauerstoff versorgt.
Ein Nachteil kann sein, dass deine Beine irgendwann schlapp machen und Du mit Kreislaufproblemen zu kämpfen haben kannst. Manchmal ist der Druck im Stehen auf den Muttermund so stark, dass Frauen diesen nicht gut ertragen können. Dann kann es besser sein eine beckenentlastende Position zu wählen.
Geburt in der Hocke
In dieser Position hältst Du Dich meist an etwas fest. Dies kann entweder dein Partner, Seile oder eine Sprossenwand sein.
Auch in der Hocke kannst Du die Schwerkraft gut nutzen um das Pressen zu erleichtern. Die Position ist daher sehr gut während der letzten Phase der Geburt. Der Beckenausgang ist außerdem gut geweitet und das Kind kann besser aus dem Becken gleiten, weshalb Geburten in der Hocke meist schneller verlaufen als im Liegen.
Ein Nachteil ist jedoch, dass Du für die Hocke meist viel Kraft in den Beinen aufbringen musst. Vielen Frauen fällt es sehr schwer längere Zeit in dieser Position zu bleiben. Daher kann eine gute Alternative zur Hocke der Gebärhocker sein. Auf dem Hocker sind die Gelenke des Beckens und das Steißbein zwar nicht so beweglich wie in der Hocke oder im Stehen, aber die Beine werden nicht so stark belastet und halten länger durch.
Ein Nachteil kann gerade bei einer längeren Austreibungsphase sein, dass der Damm stärker belastet wird und das Genital anschwillt.
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Der Vierfüßlerstand als Geburtsposition
Bei dieser Position kniest Du auf einer Unterlage auf dem Boden. Manchmal knien die Frauen auch im Kreißsaal auf dem Bett. Die Hände sind unter den Schultern und Deine Knie befinden sich im rechten Winkel. Du kannst Deinen Oberkörper dabei gut auf einem Kissen abstützen. Einige Frauen legen ihren Oberkörper auf den Beines ihres Partners ab. Dadurch ist dieser gut eingebunden und ist mit seiner Aufmerksamkeit nicht am unteren Ende und kann so die Frau gut unterstützen.
Diese Position eignet sich sehr gut, um das Becken kreisen zu lassen. Die Gelenke des Beckens sowie das Steißbein sind in dieser Position frei beweglich. Während der Geburt kannst Du somit sehr aktiv mitwirken und meist auch besser atmen. Du kannst mit dieser Position schnell die passende Lage für Dich und für Dein Baby finden. Auch die Wirbelsäule wird gut entlastet und Rückenschmerzen während der Wehen können gelindert werden. Auf den Damm kommt deutlich weniger Druck, weshalb im Vierfüßlerstand seltener Geburtsverletzungen auftreten.
Auch in dieser Position kannst Du die Schwerkraft besser nutzen als im Liegen. Du kannst durch die Position deines Oberkörpers gut steuern wir viel Druck Du auf dem Muttermund erträgst. Ist dein Oberkörper aufrechter, hast Du mehr Druck, legst Du ihn auf dem Bett o.ä ab, hast Du weniger Druck. Dies erleichtert die Wehen meist und die Geburt kommt meist schneller voran.
Auf Dauer kann der Vierfüßlerstand jedoch sehr anstrengend sein, da Du Deine Knie und Deine Arme belastest.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Vierfüßlerstand auch bei einer PDA eine geeignete Position ist, um weiterhin aktiv zu bleiben. Auch eine “Walking” PDA führt bei den meisten Frauen dazu, dass die Beine weich wie Pudding sind und daher aufrechte Positionen schwer umsetzbar sind. Beim Vierfüßlerstand kann eine Frau auch mit einer PDA weiter körperlich aktiv bleiben.
Zusammenfassung
Es gibt unterschiedliche Geburtspositionen, die zu unterschiedlichen Phasen der Geburt angewandt werden. Jede Position hat ihre Vor- und Nachteile zu bieten. Dabei spielt nicht nur dein Wohlbefinden und das deines Babys eine Rolle, sondern auch wie das Kind gerade liegt. Studien zeigen, dass Geburten in aufrechter Geburtsposition nur einfacher, sondern auch schneller sind. Positionen wie die Seitenlage und der Vierfüßlerstand sind besonders schonend für den Damm, weshalb es bei diesen Positionen zu deutlich weniger Geburtsverletzungen kommt.
Die Rückenlage ist insgesamt die ungünstigste Gebärposition. Dennoch gebären in Deutschland viele Frauen im Liegen.
Für welche Position Du Dich entscheidest ist vor der Geburt schwer zu planen und hängt von den Gegebenheiten, Deinem Wohlbefinden und natürlich den Hebammen und Ärzten ab, die dich betreuen.